27.04.2010 / Schwerpunkt / Seite 3
Reaktionen: »Ohne jegliche Unterstützung«
OSZE, November 2009: Die entscheidenden Behörden vor Ort sind
sich ihrer Rolle und Verantwortung gegenüber Rückkehrern
nicht ausreichend bewußt. Konkrete Maßnahmen, um die
Reintration von Rückkehren in zentrale Bereiche wie
Gesundheit, Bildung, Beschäftigung und Wohnraum zu
erleichtern, fehlen weiterhin. In der Folge bleiben Rückkehrer
häufig ohne jegliche Unterstützung.
Amnesty International, Februar 2010: Nur wenige Roma
verfügen über angemessene Unterkünfte. Die Mehrheit
verfügt nicht über Personaldokumente und kann sich nicht
in die Melderegister eintragen. Es werden keine Maßnahmen
ergriffen, Roma, die an Vergiftungen durch den Aufenthalt in
Lagern, die in der Umgebung des Bergbau- und Hüttenkomplexes
an der Trepca leiden (bei Mitrovica– jW), zu ihrem Recht auf
angemessene und gesunde Unterkünfte zu verhelfen.
Deutsche Bischofskonferenz, April 2010: »Für viele
Betroffenen fehlen die Voraussetzungen für eine Rückkehr
in Sicherheit und Würde, sodaß eine besonders
sorgfältige Einzelfallprüfung unerläßlich
ist«, mahnt Bischof Norbert Trelle. »Menschen
dürfen nicht in unsichere oder unwürdige
Verhältnisse zurückgeschickt werden.« Trelle
fordert auch, daß besonders verletzliche Gruppen wie
chronisch kranke und traumatisierte Menschen und alleinerziehende
Mütter (...) nicht in den Kosovo abgeschoben werden
sollten.
Aktion Sühnezeichen, April 2010: Ein Bleiberecht für Roma
in Deutschland wäre angesichts des NS-Völkermords und des
rassistischen Wahlkampfs in Ungarn ein wichtiges Signal. Aktion
Sühnezeichen Friedensdienste unterstützt die Forderung
nach einem Bleiberecht für in Deutschland geduldete Roma aus
dem Kosovo.
Ein von Pro Asyl mitunterzeichneter Osterapell: Gegenüber den
Roma scheint die historische Verantwortung in der Praxis keinerlei
Niederschlag zu finden. Wie anders läßt es sich
erklären, daß routinemäßig Roma, darunter
auch Alte, Kranke, Kinder und Jugendliche, jetzt in den Kosovo
abgeschoben werden. Die nach Deutschland geflüchteten Roma
haben sich in vielen Fällen eine Existenz aufgebaut. Die
Kinder, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind, sind
längst integriert und sehen Deutschland als ihre Heimat an.
Für diese jungen Menschen sind diese Maßnahmen eine
erste entsetzliche Vertreibung. Wir fordern daher (...), diesen
Flüchtlingsfamilien endlich einen rechtmäßigen
Aufenthalt aus humanitären Gründen zu erteilen und sie so
vor einer Abschiebung zu schützen und von ihrer Angst zu
befreien.
https://www.jungewelt.de/artikel/143548.reaktionen-ohne-jegliche-unterstützung.html