Es werden wohl die größten Antiatomdemonstrationen seit
langem: Mehrere zehntausend Menschen wollen am Samstag gegen
längere Laufzeiten der Atomkraftwerke protestieren und den
Ausbau erneuerbarer Energien fordern. Eine 120 Kilometer lange
Menschenkette zwischen den Reaktorstandorten Brunsbüttel und
Krümmel soll 24 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von
Tschernobyl ein deutliches Zeichen gegen Atomkraft setzen. In
Biblis soll das Atomkraftwerk umzingelt werden. Auch am
Atommüll-Zwischenlager Ahaus ist eine große
Demonstration angekündigt.
Allein zu der Menschenkette im Norden fahren drei Sonderzüge
und mehr als 200 Busse. Doch wie viele Menschen genau sich an
dieser Aktion beteiligen werden, war gestern noch unklar. Die
Aktion verlangt den Organisatoren jedenfalls viel ab: »Die
große Herausforderung besteht darin, die Teilnehmer
gleichmäßig auf die Strecke zu verteilen«, sagt
Thorben Becker vom BUND. Dafür stehen Hunderte Helfer und
Streckenposten bereit.
Die Menschenkette, die auch quer durch Hamburg führt, soll um
14.30 Uhr geschlossen sein. Anschließend gibt es auf sieben
Bühnen entlang der Strecke Kundgebungen und Kulturprogramme.
Dabei sprechen neben Vertretern von Bürgerinitiativen und
Umweltverbänden auch Gewerkschafter und Parteiprominenz
– angekündigt sind Reden u.a. von Sigmar Gabriel (SPD),
Jürgen Trittin (Grüne) und Klaus Ernst (Die Linke).
Auch namhafte Künstler und Medienschaffende unterstützen
die Aktion. Zu ihnen gehören Literaturnobelpreisträger
Günter Grass, die Musiker Udo Lindenberg und Jan Delay, die
Schauspieler Andrea Sawatzki und Hannes Jaenicke,
TV-Moderatorin Sarah Kuttner und der Hamburger Theaterintendant und
FC-St. Pauli-Präsident Corny Littmann.
In Biblis beginnt das Protestprogramm um 14 Uhr mit einer
Kundgebung vor dem AKW, eine Stunde später startet die
Umzingelung. Zum Abschluß gibt es eine Live-Konzert. Die
Linksfraktion im hessischen Landtag will sich mit allen
Abgeordneten an der Umzingelung beteiligen. Die Demonstration in
Ahaus soll sich gegen 12.30 Uhr am Bahnhof formieren, der Weg zum
Zwischenlager ist rund vier Kilometer lang. Auch dort gibt es eine
Abschlußkundgebung samt Kulturprogramm. (rp)
www.ausgestrahlt.de