27.03.2010 / Schwerpunkt / Seite 3
Über die Verwirrung der Begriffe
Abraham Melzer, Herausgeber der Zeitschrift Der Semit,
erläutert aus seiner Sicht die Unterschiede zwischen
Antisemitismus und Antizionismus.
Antisemitismus und Antizionismus sind zwei grundverschiedene
Probleme, die unverantwortlich immer wieder vermischt werden.
Antisemitismus läßt sich mit einem Satz definieren: Es
ist der Haß auf andere Menschen, nur weil sie Juden sind.
Natürlich ist das zu verurteilen, aber letztlich bleibt es
Privatsache eines jeden, ob er Juden mag oder nicht – auch
Juden mögen nicht alle Menschen. Wenn die Abneigung in
Haß umschlägt, der die Gesetze verletzt, muß sich
die Polizei darum kümmern.
Ich möchte nicht gehaßt werden, nur weil ich Jude bin,
ich möchte aber auch nicht geliebt werden, nur weil ich Jude
bin. Letzteres nennt man Philosemitismus, es ist aber nur die
andere Seite derselben Medaille, die Antisemitismus
heißt.
Antizionismus hingegen richtet sich gegen eine Ideologie, aus der
eine faschistoide, rassistische und kolonialistische Politik
geworden ist. Dagegen zu polemisieren ist genauso legitim, als wenn
man gegen Kommunismus, Kapitalismus oder Rassismus ist. Wenn ich
z.B. gegen den Nationalsozialismus eintrete, bin ich noch lange
nicht gegen Deutsche: Und wenn ich etwas gegen den Zionismus habe,
bin ich noch lange nicht gegen Juden.
Der BAK Shalom liebt solche Differenzierungen nicht. Als ihren Guru
betrachtet diese Gruppe offenbar den jüdischen
Rechtsaußen und Haßprediger Henryk M. Broder. Dieser
ebenso talentierte wie charakterlose Spiegel-Reporter macht immer
wieder genau das, was er seinen Gegnern vorwirft, nämlich den
Holocaust für eigene Zwecke zu mißbrauchen.
Broder und Co. loben Israel als demokratisches Vorbild für den
Nahen Osten. Das wäre es aber nur, wenn man
ausschließlich Syrien, Jordanien oder Saudi-Arabien als
Bezugspunkt nimmt – einen Vergleich mit der Schweiz, England,
den Niederlanden und gar Deutschland würde Israel nie
bestehen.
BAK Shalom und Broder kämpfen an vielen Fronten. Mal ist es
Irans Präsident Ahmadinedschad, den sie »Hitler des 21.
Jahrhunderts« nennen, mal ist es die Hamas, die angeblich
»zur Vernichtung der europäischen Juden«
aufruft. Diese Positionen, die selbst rechte Israelis nur unter
Vorbehalt äußern, werden in Deutschland aber von dem
sich links verstehenden BAK Shalom ebenso vertreten wie von den
rechten »Christen für Israel«. Die peinlichen
Auftritte dieser Gruppen und ihre Anmaßung, uns Juden Moral
zu predigen, machen uns nur zornig.
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