27.03.2010 / Geschichte / Seite 15
Spannungen, die zum Weltkrieg führen
Ihre diplomatische Niederlage hatte sich die deutsche Führung
selbst zuzuschreiben. Weil Deutschland im Lauf der Krise auch mit
Krieg gedroht hatte, hatten sich England und Frankreich noch
stärker militärisch miteinander verbunden. Frankreich
gelang es nach und nach, Marokko als Kolonie zu gewinnen.
Als 1911 innere Unruhen in Marokko ausbrachen, besetzten
französische Truppen die marokkanische Hauptstadt Fes. In der
Folge kam es zur Zweiten Marokkokrise: Als Ausgleich für die
Einverleibung Marokkos durch Frankreich forderte Deutschland das
französische Kongogebiet.
Um seine Forderung militärisch zu untermauern, entsandte
Wilhelm II. das Kanonenboot »Panther« nach Agadir. Am
Ende mußte das Deutsche Reich auf Druck von England hin
Frankreichs Herrschaft über Marokko anerkennen, Deutschland
bekam als Gegenleistung ein unbedeutendes Stück von
Französisch-Kongo sowie Gebiete, die an die Kolonie Togo
angeschlossen wurden.
Die Marokkokrisen haben nicht nur zu Deutschlands weltpolitischer
Isolation beigetragen, sie haben auch Frankreich und England
zusammengeschmiedet und die Spannungen zwischen dem Deutschen Reich
und seinen Rivalen verschärft, die letztlich direkt in den
imperialistischen Krieg führen sollten.Alexander Bahar
https://www.jungewelt.de/artikel/141924.spannungen-die-zum-weltkrieg-führen.html