17.03.2010 / Schwerpunkt / Seite 3
Hintergrund: Die Wahlen vom 18. März 1990
Die Volkskammerwahl sollte ursprünglich am 6. Mai 1990
stattfinden, wurde aber nach Verhandlungen zwischen dem Runden
Tisch und der Regierung Modrow am 28. Januar auf den 18. März
vorverlegt. Zu vergeben waren 400 Mandate nach reinem
Verhältniswahlrecht. Es gab keine Sperrklausel,
Listenvereinigungen waren zulässig. Diese Möglichkeit
nahmen z. B. der Bund Freier Demokraten, das Aktionsbündnis
Vereinigte Linke und die Alternative Jugendliste in Anspruch. Die
Wahlbeteiligung lag bei 93 Prozent.
Die Bundestagsparteien unterstützten ihre Partner in der DDR
im Wahlkampf massiv. Die westdeutschen Unionsparteien hielten
allein fast 400 Veranstaltungen mit 83 Spitzenpolitikern ab. In
Erfurt, wo vor einem Kohlauftritt am 20. Februar hessische
CDU-Anhänger 80000 Plakate klebten, jubelten 150000
Anhänger dem Bundeskanzler zu, in Chemnitz waren es 200000,
weitere Hunderttausende waren es in anderen
Großstädten.
Sieger wurde das Wahlbündnis »Allianz für
Deutschland«, das aus der ostdeutschen CDU (40,8 Prozent),
der Deutschen Sozialen Union (DSU) (6,3 Prozent) und dem
Demokratischen Aufbruch (DA) (0,9 Prozent) bestand.
Spitzenkandidaten waren Lothar de Maizière (CDU),
Hans-Wilhelm Ebeling (DSU) und Wolfgang Schnur (DA).
Die SPD war in den Medien als Favoritin dargestellt worden, kam
aber mit ihrem Spitzenkandidaten Ibrahim Böhme nur auf 22
Prozent. Die PDS kam auf 16,3 Prozent, Bündnis 90 – die
Gruppierung der »Bürgerrechtler« – auf 2,9
Prozent. Die Demokratische Bauernpartei erreichte 2,2 Prozent, die
Liste aus Grünen und Unabhängigem Frauenverband zwei
Prozent.
Am 12. April wurde Lothar de Maizère von einer großen
Koalition aus »Allianz für Deutschland«, SPD und
Liberalen zum Ministerpräsidenten gewählt. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/141251.hintergrund-die-wahlen-vom-18-märz-1990.html