22.02.2010 / Feuilleton / Seite 13
Ausgewählte Preise
Der Hauptpreis des Wettbewerbs ging an die türkisch-deutsche
Koproduktion »Bal« (Honig), in der ein Junge in einem
Bergdorf zu sprechen aufhört. Bester Regisseur wurde Roman
Polanski; beste Darstellerin Shinobu Terajima, die in
»Caterpillar« (Japan, Regie: Koji Wakamatsu) einen
Kriegsinvaliden pflegt. Als beste Darsteller wurden ex aequo
Grigori Dobrygin und Sergej Puskepalis für »Kakk ya
provel etim letom« (Rußland) geehrt – ein Drama,
das in einer arktischen Wetterstation spielt.
Die ökumenische Jury der Filmorganisationen der evangelischen
und der katholischen Kirchen – Interfilm und Signis –
hat ihren Hauptpreis ebenfalls an »Bal« (Honig)
vergeben. Nach ihrer Einschätzung steht der Film also entweder
»mit dem Evangelium in Einklang« oder ist dazu angetan,
»Zuschauer für spirituelle, menschliche und soziale
Werte zu sensibilisieren« – so steht es in den
Vergaberichtlinien.
Die Jury der Jugendfilmsektion »Generation 14plus« hat
»Neukölln Unlimited« (BRD) mit dem Hauptpreis
bedacht – »ein Film zum Lachen, Weinen, Jubeln und
Protestieren«, heißt es in der Begründung. Die
deutsche Kinoauswertung erfolgt ab 8. April.
Der Hauptpreis der Kinderjury (»Generation Kplus«) geht
an »Shui Yuet Sun Tau« (Regie: Alex Law, Hongkong
2009), in dem ein Junge mit einem Goldfischglas über dem Kopf
durch die Kronkolonie des Jahres 1969 marschiert. Er fühlt
sich als Astronaut. Die Begründung der minderjährigen
Juroren läßt einen wieder mal hoffen, daß Kinder
niemals irgendwo an die Macht kommen: »In diesem Film
verbreitet sich durch eine liebevolle Ausstattung, ein dazu
passendes Licht und die gefühlvolle Musik eine besondere
Atmosphäre.«
Der mit 5000 Euro dotierte Friedensfilmpreis geht an »Son Of
Babylon« von Mohamed Al-Daradji (Irak, GB, F, Niederlande,
Palästinensische Autonomiegebiete 2009) – ein Film, der
mit Laien gedreht wurde, über das Regime Saddam Husseins; nach
Angaben der Juroren außerdem »über Schuld,
Wahrheit, Reue und Vergebung und über die Stärke der
Großmütter, die die ganze Welt in ihren Händen
halten«. Das Preisgeld kommt von der
Heinrich-Böll-Stiftung.
Den Femina-Film-Preis nahm Reinhild Blasche für das Szenenbild
in »Im Schatten« (Regie: Thomas Arslan) entgegen. Die
dreiköpfige Jury lobte Blasches »unaufdringliche
Perfektion«.
In der Sektion Panorama wurde wie gehabt ein Publikumspreis
vergeben. Die meisten von mehr als 22000 abgegebenen Stimmen
erhielt »Waste Land« (GB/Brasilien). Ein Dokfilm
über Brasilianer, die auf einer riesigen Mülldeponie
Porträts aus Abfällen herstellen.
(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/139943.ausgewählte-preise.html