19.02.2010 / Feminismus / Seite 15
Feministin droht lebenslange Haft
Wien. Der Feministin und Friedensaktivistin Pinar Selek droht eine
lebenslange Haft in der Türkei, wie das Vienna Institute for
International Dialogue and Cooperation (VIDC) berichtet. Selek wird
vorgeworfen, im Auftrag der von Ankara als Terrororganisation
eingestuften Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) 1998 einen
Bombenanschlag auf einem Basar in Istanbul verübt zu
haben.
Obwohl die Schriftstellerin und Soziologin in dieser Angelegenheit
schon vor Jahren freigesprochen worden sei, wolle der Oberste
Gerichtshof der Türkei sie aufgrund der selben Anklage zu
einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilen,
hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten
VIDC-Pressemitteilung. Selek war in den 90er Jahren wegen der
Vorwürfe zweieinhalb Jahre im Gefängnis und soll dort
auch gefoltert worden sein.
Das VIDC kritisierte den neuen Prozeß scharf. Ende
vergangener Woche hatte sich bereits das P.E.N.-Zentrum
Deutschland, dessen Stipendiatin Selek ist, gegen das Verfahren
gewandt. Laut P.E.N. muß Selek bei einer Verurteilung
lebenslange Haft »unter verschärften Bedingungen«
fürchten. Dies bedeutete in der Türkei 36 Jahre
Einzelhaft mit totalem Kontaktverbot. Anfang März erscheint
Selek jüngstes Sachbuch in deutscher Übersetzung unter
dem Titel »Zum Mann gehätschelt – zum Mann
gedrillt« im Orlanda Verlag. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/139764.feministin-droht-lebenslange-haft.html