12.01.2010 / Betrieb & Gewerkschaft / Seite 15
Lesetips
»Gute Arbeit« kein Thema mehr?
»Kommt gute Arbeit unter die Räder?« Mit diesem
Titel fragt der aktuelle Express, ob im Zuge der Finanz- und
Wirtschaftskrise das von den Gewerkschaften, vor allem der IG
Metall, zuletzt wieder entdeckte Thema der Arbeitsbedingungen
erneut an Bedeutung verliert. Autor Hermann Kocyba reflektiert zum
einen die Ergebnisse der IG-Metall-Umfrage unter 450000
Beschäftigten aus dem Sommer. Dieses brachte unter anderem das
wenig überraschende Resultat zutage, daß für die
Lohnabhängigen die Jobsicherheit zentralen Stellenwert
für ein »gutes Leben« hat. Weitere Beiträge
beschäftigen sich mit den Aspekten des
»Gesundheitsmapping« als Mittel gegen
Individualisierung und Psychologisierung arbeitsbedingter
Krankheiten sowie dem Instrument der betrieblichen
»Gefährdungsanalyse«. Anläßlich
besetzter Hörsäle spielt in der Ausgabe zudem das Thema
Bildung eine gewichtige Rolle.
(jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und
Gewerkschaftsarbeit, Nr. 12/2009, 16 Seiten 3,50 Euro. Probeabo:
vier Ausgaben für 10,00 Euro www.labournet.de/express
Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter
Spätestens seit der Auseinandersetzung um die Zukunft des
Autobauers Opel ist die Frage der
»Mitarbeiterkapitalbeteiligung« Diskussionsgegenstand.
Auch die Spitze des Mutterkonzerns General Motors soll
grundsätzlich zugestimmt haben, die Beschäftigten im
Gegenzug für Lohnverzicht am Aktienkapital »ihres«
Unternehmens zu beteiligen. Beim Stuttgarter Konkurrenten Daimler
ist ein entsprechender Vorstoß des Betriebsrats hingegen
gescheitert. Was die wissenschaftliche Literatur zu dem Thema zu
sagen hat, kann man in einer von der Hans-Böckler-Stiftung
veröffentlichten Studie nachlesen. Darin werden verschiedene
Erzähl- und Diskursstränge nachvollzogen, die
»Mitarbeiterkapitalbeteiligung« als Instrument
»der unternehmerischen Aktivierung des Arbeitnehmers«,
der »betrieblichen Gemeinschaftsbildung«, des
»Machtausgleichs« oder »der
›rationalen‹ Unternehmenssteuerung und
-kontrolle« gesehen. Zuweilen sollen die Beschäftigten
auch – ähnlich wie bei Opel – mit ihrer
Unternehmsbeteiligung den »Retter in der Not«
spielen.
(jW)
Roland Hartz/Olaf Kranz/Thomas Steger: Der Mitarbeiter als
Kapitaleigner. Erzählungen und Projektionen eines
gesellschaftlichen Diskurses. Berlin, edition sigma 2009. 111
Seiten, 12,90 Euro. ISBN: 978-3-8360-8706-3
https://www.jungewelt.de/artikel/137614.lesetips.html