Inge Höger ist Bundestagsabgeordnete der Linkspartei. Sie
ist Mitglied von ver.di und war von 1993 bis 2005 Vorsitzende des
DGB-Frauenausschusses
Sie bekommen die junge Welt jeden Morgen in Ihr
Bundestagsbüro geliefert – welchen Nutzen haben Sie als
Gewerkschafterin und Politikerin davon?
In der jungen Welt bekomme ich viele Informationen, die ich in
anderen Zeitungen nicht finde. Vor allem auch über
Arbeitskämpfe im In- und im Ausland. Gerade das ist es, was
ich vor allem als Gewerkschafterin an dieser Zeitung schätze.
Sehen Sie die Berichterstattung über
gewerkschaftliche Kämpfe als besondere Stärke der jungen
Welt?
Sicher ist das eine Stärke, aber noch wichtiger für mich
ist die Auslandsberichterstattung. Ich bin zwar nicht in erster
Linie Außenpolitikerin, sitze aber im
Verteidigungsausschuß. Deswegen bin ich natürlich
besonders an Berichten über internationale Konflikte
interessiert, vor allem dann, wenn die Bundeswehr in der einen oder
anderen Weise darin verwickelt ist. Gerade zu diesem Komplex finde
ich sehr viel in der jungen Welt, die im Gegensatz zu
bürgerlichen Zeitungen die Themen gerne gegen den Strich
bürstet.
Wie beurteilen Sie die Berichterstattung zum Krieg in
Afghanistan?
Ziemlich gut, dazu lese ich auch immer wieder Stellungnahmen und
Erklärungen wichtiger Persönlichkeiten, die von der
Mainstreampresse gerne ausgeblendet werden. Diese Berichte sind
nicht nur für mich als Verteidigungspolitikerin, sondern auch
für meine FachkollegInnen in der Linksfraktion sehr
interessant – der Afghanistan-Krieg ist ja schließlich
eines unserer Hauptthemen, die wir im Bundestag immer wieder zur
Sprache bringen. Die junge Welt ist nun leider eine kleine Zeitung,
hat auch beschränkte Mittel – von daher kann sie
natürlich nicht alles bringen, was zu diesem Thema von
Interesse wäre. Aber das, was zu Afghanistan erscheint, ist
für unsere politische Arbeit auf jeden Fall eine wertvolle
Unterstützung.
Sie sagten »ziemlich gut«, was ja auch eine
Einschränkung ist. Wunschlos glücklich sind Sie also
nicht mit der Zeitung – also: Wo sind die
Schwächen?
Schwächen? Darüber habe ich mir noch nicht den Kopf
zerbrochen. Fest steht jedenfalls, daß man immer alles noch
ein wenig besser machen kann.