12.11.2009 / Natur & Wissenschaft / Seite 15

Schreimelodien

Schon in den ersten Tagen ihres Lebens schreien französische Säuglinge anders als deutsche. Das ergab eine Untersuchung von Forschern des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften, des Zentrums für vorsprachliche Entwicklung und Entwicklungsstörungen (ZVES) am Universitätsklinikum Würzburg sowie des Laboratoire de Sciences Cognitives et Psycholinguistique der Ecole Normale Supérieure in Paris. Die Wissenschaftler verglichen Tonaufnahmen von je 30 französischen und deutschen Säuglingen im Alter zwischen zwei und fünf Tagen. Während die französischen Neugeborenen häufiger ansteigende Schreimelodien produzierten, schrien kleine Deutsche eher mit fallender Tonhöhe. Der Grund dafür sind vermutlich unterschiedliche Betonungsmuster in den beiden Sprachen, die bereits im Mutterleib wahrgenommen und später reproduziert werden. «Im Französischen werden sehr viele Wörter zum Ende hin betont, so daß die Sprachmelodie ansteigt, im Deutschen ist es meist umgekehrt», erklärt MPI-Direktorin Angela Friederici in der Fachzeitschrift Current Biology vom 5. November.(ddp/jW)
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