Herbst 1989
»Einen anderen Blick« auf den Herbst 1989 in der DDR
bietet der aktuelle Express. Dabei sollen Fragen aufgeworfen und
vielleicht auch beantwortet werden, die »die
Aufarbeitungsindustrie gerade nicht thematisiert«. So wird
zum Beispiel auf den Bereich geschaut, »der aus der
öffentlichen Berichterstattung nahezu vollständig
verbannt wird und wurde: die Betriebe, die Arbeiter und die
Gewerkschaften«. Welches Verhältnis hatten die
Beschäftigten in der DDR zu »ihrem« Betrieb?
Welche oppositionellen Traditionen der Arbeiterbewegung gab es 1989
in den Belegschaften noch? Wie ist es im Verlauf der Bewegung zur
Verschiebung der Parolen von »das« Volk zu
»ein« Volk gekommen? Um der Vielschichtigkeit der
Fragen – und der Antworten darauf – gerecht zu werden,
greift die Express-Redaktion auf ein interessantes Mittel
zurück: Die Fragen werden unterschiedlichen
DDR-Oppositionellen – in dieser Ausgabe sind das Sebastian
Gerhard, Gert Sczepansky, Thomas Klein, Silvia Müller und
Bernd Gehrke, in der nächsten werden weitere folgen –
vorgelegt und ihre Stellungnahmen vollständig dokumentiert.
(jW)
Express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und
Gewerkschaftsarbeit, Nr. 9-10/2009, 20 Seiten 3,50 Euro
Ost-West-Angleichung
In der November-Ausgabe der WSI-Mitteilungen beschäftigt sich
ein Beitrag von Kay Ohl mit der Ost-West-Tarifangleichung in der
Metall- und Elektroindustrie. Der Autor zeichnet nach, wie sich die
neu etablierten Tarifparteien 1991 auf einen
»Stufenplan« einigten, der die Angleichung des
ostdeutschen Einkommensniveaus auf das des Westens bis 1994
beinhaltete. Doch der »gesellschaftliche Konsens«, der
dieser Vereinbarung zugrundegelegen habe, sei von den Unternehmern
1993 aufgekündigt worden, so der Autor. Diese Regelung
markierte »eine Zäsur für das
Tarifvertragssystem«, wie Ohl feststellt.
Die tariflichen Grundlöhne und -gehälter in der Branche
erreichten zwar 1996 das Westniveau. Die Effektiveinkommen fallen
jedoch wegen des Fehlens übertariflicher Leistungen und
leistungsbezogener Entgeltbestandteile bis heute deutlich niedriger
aus. So lag das Einkommensniveau in der ostdeutschen
Metallindustrie 2008, fast 20 Jahre nach der staatlichen
Vereinigung, bei 72 Prozent des Westens. (jW)
WSI-Mitteilungen, Monatszeitschrift des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts in der
Hans-Böckler-Stiftung 11/2009, Bund-Verlag, Frankfurt am Main,
62. Jahrgang, 56 Seiten, Jahresabo: 79,80 Euro (für Studenten:
46,20 Euro). www.wsi-mitteilungen.de