02.10.2009 / Aktion / Seite 16
900 am 7. Oktober
Eigene Kultur und eine eigene Zeitung sind nicht kostenlos zu haben. Mit dem Erfolg des Gesamtkunstwerkes junge Welt zeigen sich auch seine Schwächen
Wir feiern am kommenden Mittwoch Woche den 60.Geburtstag der
Deutschen Demokratischen Republik. Allerdings ist uns die Jubilarin
– auch wegen konterrevolutionärer Umtriebe –
abhanden gekommen. Am selben Tag feiert die Linke
Pressegenossenschaft junge Welt eG ihren 14. Geburtstag. Viele
verzeihen ihr bis heute nicht, daß sie der Tageszeitung junge
Welt eine minimale ökonomische Grundlage gegeben hat. Damit
hat sie dazu beigetragen, daß der jW nicht das gleiche
Schicksal wie der DDR beschieden war. Immerhin haben sich bis jetzt
882 Genossinnen und Genossen (Stand 30.9.2009) zusammengefunden.
Bis zum Jahresende sollen es 1000 werden. Ob dieses Ziel zu
erreichen ist, wird allerdings doch sehr bezweifelt. Daß der
Vorstand aber pünktlich zum 7. Oktober zumindest das 900.
Mitglied begrüßen kann, ist fast schon Ehrensache.
Die junge Welt braucht dringend mehr Abonnements, mehr
Genossenschaftsmitglieder und ein erhöhtes Spendenaufkommen.
Die sich verändernde politische Landschaft erfordert in
Redaktion, Verlag und Genossenschaft eine Reihe von
Weiterentwicklungen, die nur mit verbesserten Einnahmen zu
realisieren sind: die Erweiterung der Redaktion, der Ausbau des
Internetauftritts, das Bekanntmachen der Zeitung, das Abwehren von
rechtlichen und anderen Angriffen, die Entwicklung einer
antikapitalistischen Gegenkultur über Zeitung,
Rosa-Luxemburg-Konferenz und unterschiedliche Angebote der
jW-Ladengalerie. All das kostet im realexistierenden Kapitalismus
Geld. So wie die junge Welt ein Gesamtkunstwerk darstellt, ist auch
ihr ökonomisches Konzept nur in seiner Gesamtheit erfolgreich.
Bezahlte Abonnements im Internet und für die Printausgabe
sollen die Grundkosten für die Produktion der Zeitung
abdecken. Im Moment reichen die Einnahmen dazu nicht aus –
also brauchen wir mehr Abonnements. Jeder, der diese Zeitung nutzt,
sollte seinen Beitrag zur Deckung der Kosten in Form eines
Abonnements leisten. Und weitere Abonnenten hinzugewinnen. Die
Einnahmen der Genossenschaft wiederum sollen dem Verlag helfen,
Liquiditätsengpässe zu überstehen und Projekte zu
finanzieren. Im Moment reicht das Geld bestenfalls, um die
Liquidität abzusichern. Erst wenn wir über ausreichend
eingezahlte Anteile von Genossinnen und Genossen verfügen,
können wir uns an den Ausbau der Internetredaktion und an den
nächsten Relaunch der Printausgabe machen. Ideen gibt es
viele. Aber es fehlen die materiellen Mittel, um sie
umzusetzen.
Geld wird darüber hinaus benötigt, um Kampagnen zu
finanzieren. Mit ihnen soll die junge Welt bekannter gemacht
werden. Wir bereiten gerade unsere nächste Aktion vor.
Möglichst viele neue Leserinnen und Leser sollen auch mit
Ihrer Hilfe davon überzeugt werden, ein dreiwöchiges
Probeabo zu nutzen. Wenn sich wie geplant 5000 Interessierte darauf
einlassen, entstehen uns Kosten von gut 40000 Euro. Aber nur auf
diesem Weg können wir diese Zeitung auch solchen Menschen
nahebringen, die sie bisher nicht (oder nur vom Hörensagen
her) kennen. Bis zu 40000 Euro müssen wir im Jahr auch
für rechtliche Auseinandersetzungen ausgebem. Ohne Spenden in
den Prozeßkostenfonds könnten wir viele der Prozesse gar
nicht führen. Auch die Veranstaltungen in der Ladengalerie und
unsere Rosa-Luxemburg-Konferenz im Januar sind nicht kostendeckend
durchzuführen. Wer aber bezahlt die jeweiligen
Fehlbeträge? Keine Kirche, keine Partei, es gibt auch keine
Staatsgelder: Wir brauchen mehr Abonnements, mehr
Genossenschaftsmitglieder und Spenden in unsere Fonds. Kurzum: Ihre
Unterstützung.
14 Jahre gibt es unsere Genossenschaft schon. Das heißt zum
einen, daß wir es mit ihr geschafft haben, auch unter
widrigsten Bedingungen die Tageszeitung junge Welt herauszugeben.
Man kann es aber auch so sehen: Wir haben es innerhalb von 14
Jahren nicht geschafft, wenigstens 1000 Mitglieder für die LPG
zu gewinnen. Obwohl täglich deutlich über 30000 Menschen
die Printausgabe lesen und über 25000 die Internetausgabe. Und
da sollten sich bis zum Jahresende nicht doch noch 118
zusätzliche Genossinnen und Genossen für die
Genossenschaft melden? Argumente gibt es genügend, um den
untenstehenden Coupon auszufüllen. Und falls Sie noch immer
nicht überzeugt sind: Lesen Sie halt den Text ein zweites Mal.
Wir freuen uns auf Ihre Post!
Der Vorstand der Genossenschaft LPG junge Welt eG: Katja
Zöllig, Roland Dörre, Stefan Huth, Dietmar
Koschmieder
https://www.jungewelt.de/artikel/132448.900-am-7-oktober.html