03.09.2009 / Schwerpunkt / Seite 3
Region und Geschichte
Mesopotamien
Das historische Siedlungsgebiet der Kurden umfaßt heute Teile
der Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. Die kurdischen
Bevölkerungsteile leben zur Zeit vor allem am Oberlauf des
Tigris und im Gebiet rund um den Vansee im Südosten der
Türkei, in den Tälern des Großen und des Kleinen
Zab im Nordosten des Irak sowie im Nordwesten des Iran. Das Gebiet
zwischen Euphrat und Tigris wird historisch auch als
»Zweistromland« (Mesopotamien) bezeichnet und gilt
aufgrund archäologischer Funde als »Wiege der
Zivilisation«.
Kurden in der Türkei
Der größte Teil Kurdistans und somit auch Teile des
historischen Mesopotamien liegen in der heutigen Türkei. Die
Kurden stellen dort die größte nationale Minderheit. Da
bei Volkszählungen seit 1985 nicht mehr nach der Muttersprache
gefragt wird, gibt es keine exakten Angaben zur Anzahl der Kurden
in der Türkei. Schätzungen gehen von zehn bis 15
Millionen aus. Auf der Grundlage des Vertrags von Lausanne erkannte
die 1923 neu gegründete Türkei die Kurden jedoch nicht
als ethnische Minderheit an. Mehrere Aufstände wurden blutig
niedergeschlagen. Bis vor wenigen Jahren war es in der Türkei
verboten, die kurdische Sprache in der Öffentlichkeit zu
sprechen.
DTP
Die »Partei der demokratischen Gesellschaft« wurde am
24. Oktober 2005 gegründet. Sie tritt für die nationale
Anerkennung der Kurden in der Türkei und eine friedliche
Lösung der Kurdenfrage ein. Der DTP gehören führende
kurdische Politiker der Türkei wie Leyla Zana, Orhan Dogan und
Ahmet Türk an. Er ist seit Juli 2008 Vorsitzender der Partei.
Die DTP besitzt in der Sozialistischen Internationale
Beobachterstatus und ist mit 21 Abgeordneten im türkischen
Parlament vertreten. Am 29. März 2009 konnte die DTP bei den
Kommunalwahlen die Zahl ihrer Bürgermeister beinahe verdoppeln
und errang die Mehrheit im Osten und Südosten des
Landes.
(cw)
https://www.jungewelt.de/artikel/130836.region-und-geschichte.html