19.08.2009 / Sport / Seite 16
Leichtathletik-WM
Harte Arbeit
Berlin. Der 10 000-Meter-Läufer Kenenisa Bekele ist die 100
Meter nie unter elf Sekunden gelaufen, würde sich aber
über 800 Meter jederzeit mit Usain Bold messen. »Ich
stünde sofort bereit und bin siegesgewiß«, sagte
der Äthiopier am Dienstag in Berlin, wo Bolt im Joggingtempo
200-Meter-Zwischenläufe absolvierte. Olivia
»Babsi« Grange, Jamaikas Ministerin für Jugend,
Erziehung und Sport, erklärte in der FAZ vom Dienstag,
daß Bolt nicht aus Jamaika kommen kann: »Er muß
ein Außerirdischer sein.« Grange verbringt die WM im
jamaikanischen Fanblock. Am Montag abend bejubelte sie die
schnellste Frau der Welt, Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser. Die
kommt anders als Bolt in jedem Fall aus Jamaika – sie ist in
einem Elendsviertel aufgewachsen: Kingston, Bezirk Waterhouse.
»Unser Land hat in den letzten Jahren vieles einstecken
müssen, erklärte Fraser nach der Jahresweltbestzeit von
10,73 Sekunden. »Ich habe hart dafür gearbeitet, da
hinzukommen, wo ich heute bin.«
(sid/jW)
Option Schande
Berlin. Jelena Issinbajewa ist mit 4,75 Metern in den
Stabhochsprung-Wettbewerb eingestiegen. Nach drei Fehlversuchen war
alles vorbei. »Die schaffe ich im Training locker. Beim
Warmmachen bin ich 4,70 gesprungen. Ich war bereit«,
versicherte die Russin hinterher. Nach einem Fehlversuch hatte die
27jährige alles riskiert und 4,80 auflegen lassen.
»Zweite oder Dritte zu werden ist für mich keine Option
gewesen.« Außerdem sprach die bisher einzige
Fünf-Meter-Springerin der Welt von »Schock« und
»Schande«. Lange scheute sie den Weg zu ihrem Coach
Witali Petrow, der das Drama ratlos von der Tribüne aus
verfolgt hatte. Es gewann die Polin Anna Rogowska (4,75) vor
Chelsea Johnson (USA) und Monika Pyrek (Polen), die beide mit 4,65
Silber gewannen.
(sid/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/130037.leichtathletik-wm.html