14.08.2009 / Feminismus / Seite 15
Lange Zeit Naziopfer ohne Lobby: Huren
Berlin. Die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und der
Verlag Ferdinand Schöningh laden am kommenden Mittwoch, dem
19. August, um 18 Uhr zur Präsentation des Buches »Das
KZ-Bordell« von Robert Sommer in das Berliner
Abgeordnetenhaus (Niederkirchnerstraße 5, Raum 376) ein. Die
Forschung hat das tabuisierte Thema der sexuellen Gewalt im KZ bis
heute meist ausgeklammert. Sommer legt jetzt die erste
Gesamtdarstellung über die Zwangsprostitution im Lagersystem
der SS vor.
Auf Befehl Himmlers wurden ab 1942 in den größten
Konzentrationslagern, u. a. in Dachau und Auschwitz, Mauthausen und
Buchenwald Bordelle für männliche Häftlinge
eingerichtet. Der Bordellbesuch war als Anreiz zur
Leistungssteigerung der als Arbeitssklaven Mißbrauchten
gedacht. Die »Prämie« blieb allerdings
ausschließlich »arischen« Häftlingen
vorbehalten. Für die Bordelle rekrutierte die SS weibliche
Häftlinge aus Ravensbrück und Auschwitz-Birkenau, meist
mit falschen Versprechungen.
Zur Begrüßung sprechen unter anderem Evrim Baba, die
frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus,
und Insa Eschebach, Leiterin der Gedenkstätte
Ravensbrück. Der Eintritt ist frei.
(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/129724.lange-zeit-naziopfer-ohne-lobby-huren.html