01.08.2009 / Geschichte / Seite 15
Anno ... 32. Woche
1869, 7.–9. August: Auf dem Allgemeinen Arbeiterkongreß
in Eisenach gründen August Bebel, Wilhelm Bracke, Wilhelm
Liebknecht u. a. die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP). Die
Organisation entsteht in Abgrenzung vom bürgerlichen
Liberalismus und von der Linie Ferdinand Lassalles. Die SDAP
erklärt sich zum deutschen Flügel der Internationalen
Arbeiterassoziation (IAA), der Ersten Internationale. Die 10000
SDAPler bilden das Fundament für eine revolutionäre
Massenpartei.
1914, 3.–8. August: Die sozialdemokratische
Reichstagsfraktion beschließt nach heftigen
Auseinandersetzungen mit 78 gegen 14 Stimmen, am folgenden Tag im
Reichstag unter Anwendung des Fraktionszwangs für die
Kriegskredite zu stimmen. Erklärung: »Wir lassen in der
Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich«. Am
4.8. versammelt Kaiser Wilhelm II. in Berlin die Vertreter aller im
Reichstag vertretenen Parteien und erklärt in einer Thronrede:
»Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!
Zum Zeichen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne
Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne
Konfessionsunterschied durchzuhalten, mit mir durch dick und
dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die
Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die
Hand zu geloben.« Am selben Tag bewilligen die
sozialistischen Parlamentsfraktionen in Belgien und Frankreich die
Kriegskredite und stellen sich ebenfalls auf die Seite ihrer
Regierungen; die II. Internationale zerbricht. Die
sozialdemokratische Fraktion in der russischen Reichsduma
(Bolschewiki und Menschewiki) verweigert hingegen am 8. August die
vom Zar Nikolaus II. geforderte Zustimmung zu Kriegskrediten.
1934, 4. August: Anne Frank und ihre Familie werden von den Nazis
verhaftet, nachdem ein niederländischer Denunziant ihr
Amsterdamer Versteck verraten hat.
1944, 8. August: Der in der UdSSR in Kriegsgefangenschaft
befindliche Generalfeldmarschall Friedrich Paulus gibt eine
öffentliche Erklärung ab, daß der Krieg für
Deutschland verloren ist und das deutsche Volk sich von der
Hitlerregierung lossagen und es eine neue demokratische
Staatsführung geben muß.
1964, 4./5. August: Die USA provozieren im Golf von Tongking
nordvietnamesische Kriegsschiffe, die daraufhin zwei
US-Zerstörer angreifen. Dieser Vorfall nimmt die US-Regierung
zum Anlaß für die Bombardierung von Zielen in
Nordvietnam. Am 7. August erhält Präsident Lyndon B.
Johnson vom Kongreß weitgehende Befugnisse zur Ausweitung der
US-Intervention in der Region (»Tongking-Resolution«).
Die USA setzen daraufhin das Land einem pausenlosen Bombardement
aus der Luft und von der See aus.Manfred Weißbecker
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