Lobbyisten haben große Budgets, und ihre Auftraggeber
spezielle Anliegen, die sie gern in Gesetzesform gegossen haben
wollen. Davon, wie sie sich Zugang zum Bundestag verschaffen, und
auf welche Weise sie sich den 612 Abgeordneten versuchen
anzunähern, handelt der satirische Dokumentarfilm »Der
Loboist«. Sascha Lobo, ein Mann mit Irokesenhaarschnitt, im
Anzug und computerverliebt, versucht, sich konsequent in die
Lobbyistenszene hineinzudenken, und selber mit
Bundestagsabgeordneten Kontakt aufzunehmen. Sein Anliegen ist im
Gegensatz zu dem der Großindustriellen, bei dem es sich meist
um Profit steigernde Begehrlichkeiten handelt, eher banal: Der
drahtlose Zugang zum Internet funktioniert ausgerechnet vorm
Bundestag in Berlin nicht. Deshalb fordert Lobo Wireless LAN
für alle, überall und kostenlos, und will das sofort als
Gesetz verabschiedet sehen. Dieser etwas schräge und naive
junge Mann trifft mit seinem Anliegen nicht nur auf Politiker,
sondern fragt auch bei hochbezahlten
»Lobbyisten-Kollegen« wie Karl Jurka nach, wie man
eigene Ideen in Politikerköpfe manövriert.
Auch Jürgen Hochgrefe, Cheflobbyist beim Atomkonzern ENBW
Energie Baden-Württemberg steht ihm Rede und Antwort. Freilich
gelingt es Sascha Lobo letztendlich ohne Riesenbudget und
Mitarbeiterapparat nicht, seine Vorstellungen umzusetzen. Als er
endlich auf einen schmunzelnden Staatssekretär des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Bernd
Pfaffenbach, trifft, ist dieser vor laufender Kamera für Lobos
Vorhaben nicht unmittelbar zu begeistern: Ein Externer will in
seinem Büro den Schreibtisch aufstellen und ein konkretes
Gesetzesvorhaben realisieren – so einfach gehe das nicht. Der
Film umreißt das Thema auf amüsante Weise. Niemand
würde Lobo eine irgendwie geartete politische Absicht
unterstellen wollen. Oder etwa doch? (düp)
Der LOBOist. Eine Politsafari auf den Spuren der
Strippenzieher. Heute, 9.55 Uhr, Arte