30.07.2009 / Feuilleton / Seite 13
Keine Hoden
Nachdem gestern McDonald’s erklärt hat, daß das
Unternehmen kein Fleisch von kastrierten Schweinen mehr verarbeiten
will, folgt nun auch Burger King dieser Linie. Seit vergangenem
Jahr macht der Deutsche Tierschutzbund intensiv mit der Kampagne
»Ferkelprotest « auf die betäubungslose Kastration
von Ferkeln aufmerksam.
Gerade erst hat der Verband mit einem Angriff auf die
Fastfoodketten Burger King und McDonald’s seine Kampagne
verschärft. Spätestens ab 2011 wollen beide Unternehmen
die Ferkelqual für deren Produkte beenden. »Der Druck
auf alle anderen Anbieter von Produkten mit Schweinefleisch steigt
damit täglich. Wir rufen alle Anbieter auf, jetzt nicht mehr
zu zögern und ebenso klare Fristen zu nennen. Die können
auch früher als 2011 sein, Alternativen gibt es«, so
Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Der
Deutsche Tierschutzbund verweist darauf, daß bereits
tierschutzkonforme Alternativen wie die EU-weit zugelassene Impfung
gegen den Ebergeruch und die Betäubung mit dem Narkosegas
Isofluran vorhanden sind, die sofort eingesetzt werden
könnten. Auf Druck des Deutschen Tierschutzbundes hat die
Qualität und Sicherheit GmbH (QS) gehandelt. Die Ferkel, deren
Fleisch später unter dem QS-Siegel verkauft wird, erhalten ein
Schmerzmittel gegen den Wundschmerz. Dies stellt für den
Deutschen Tierschutzbund jedoch keine Lösung dar, denn die
Wirkung eines solchen Schmerzmittels ist so schwach, daß der
operative Schmerz unverändert bleibt. Die Kastration erfolgt
weiterhin betäubungslos.
Um das Entstehen des typischen Ebergeruchs zu verhindern, werden in
Deutschland jährlich bis zu 22 Millionen männliche Ferkel
kastriert. Ohne Betäubung – bei vollem Bewußtsein
und bei vollem Schmerzempfinden werden den Ferkeln bis zum Alter
von sieben Tagen operativ mit einem scharfen Messer beide Hoden
entfernt. Das deutsche Tierschutzgesetz legalisiert diese Qual.
(AP/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/128932.keine-hoden.html