Revolution, die (w., spätlateinisch »Umdrehung«,
»Umwälzung «) ist die grundlegende
Veränderung der Produktionsverhältnisse einer
Gesellschaft und der Übergang der Staatsmacht von einer Klasse
an eine andere. Juristischer Ausdruck einer R. sind Enteignung und
Neuverteilung von Grund und Boden sowie von Produktionsmitteln.
Analoges gilt für eine Konterrevolution wie 1989/90 in der
DDR, die zur Wiedereinrichtung mittelalterlichen (Adel) und
kapitalistischen (westdeutsche Schnäppchenjäger)
Eigentums führte.
In Deutschland gab es wenig R.n, dafür jede Menge
Konterrevolutionen. Über R.n wird hierzulande ungern
gesprochen, außer in der Reklameindustrie: Als
»behutsame R.« bezeichnete z. B. Die Welt am Donnerstag
die Veränderung der Garderobenfarbe für die
Schließerinnen der Bayreuther Festspiele von Blau zu Lila.
Sehr populär sind durchgängig die »sanfte
R.«, womit der Rücktritt der DDR-Regierung 1989 gemeint
ist, oder die »sexuelle R.«, die in bundesdeutschen
Betten stattgefunden haben soll. Außerdem gibt es laufend R.n
das Alphabet entlang von Autos und Alkohol bis zu Zigaretten.
Zu den erfolgreichen R.n zählt die kubanische, die vor 50
Jahren siegte, und sich trotz US-Aggression behauptet. Vor 30
Jahren fand in Nicaragua die Revolution der Sandinisten statt, die
sich aber nach einem von den USA finanzierten Bürgerkrieg
zurückzogen. Lenin war der Meinung: »Eine Revolution ist
nur dann etwas wert, wenn sie sich zu verteidigen
versteht...« (Lenin Werke: Band 28, Seite 115), was ihm und
allen R.n besonders übel genommen wird. (asc)
Literatur aus dem jW-Shop:
- Rühle, Otto: 1848 Revolution in Deutschland; Nachdruck
der Originalausgabe von 1927 (1998)
- Charlamenko, Jelena und Alexander: Revolution und
Konterrevolution in Rußland (2001)
- Hinzer, Alfred W.: Oktober 1917 (o. J.)
- Haule, Eva: Die Revolution sind wir alle (2009)
- Holm, Andrej (Hg.): Revolution als Prozeß
(2007)