22.07.2009 / Feuilleton / Seite 12
Gegen Ausmerzung
Der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Philipp Oswalt,
plädiert für einen ausgewogeneren Umgang mit dem Erbe der
DDR-Architektur. Er habe das Gefühl, daß es auch heute
noch »den Drang gibt, das DDR-Unrechtsregime auch physisch
auslöschen zu wollen«, sagte Oswalt in Dessau. In den
meisten ostdeutschen Stadtzentren bemühe man sich nach wie
vor, jegliche architektonischen Hinterlassenschaften des
Sozialismus auszumerzen. Dies halte er für eine
Fehlentwicklung.
Oswalt befürchtet, daß die Qualität der
DDR-Architektur heute schwer zu erkennen ist. In der
Nachkriegsära sei moderne Architektur meist unhinterfragt als
fortschrittlich und Symbol eines anderen, besseren Deutschlands
stilisiert worden, während der heutige Zeitgeist sie ebenso
pauschal verwerfe. Zu kritisieren an der DDR-Architektur ist nach
Ansicht Oswalts die seit den 1970er Jahren bis ins Extreme
getriebene Industrialisierung. (ddp/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/128497.gegen-ausmerzung.html