20.07.2009 / Schwerpunkt / Seite 3
Kuhn-Report: Angriffsstunde X
Wenn Mossad, CIA und Co. etwas mitzuteilen haben, haut Friedrich
Kuhn beim Deutschen Depeschendienst (ddp) in die Tasten. Mit
Ortskennung »Jerusalem/Washington« meldet die Agentur
am Samstag, »Israel hält sich für
›Angriffsstunde X‹ bereit – Geheimdienste
warnen Iran vor ›weiterem Drehen an der
Atomspirale‹«. Insider Kuhn wörtlich:
»Besonders aus Kreisen des israelischen Geheimdienstes Mossad
(›Das Institut‹) war am Wochenende in Jerusalem zu
erfahren, ›daß die Lage angesichts der unentwegten
iranischen Bemühungen für den Bau einer Atombombe jetzt
sehr ernst geworden ist‹. Ein Angehöriger des Mossad,
der namentlich nicht genannt werden wollte, ließ
durchblicken, daß die Iraner ›schon in absehbarer Zeit
einen ersten unterirdischen Atombombentest durchführen
könnten‹. Israel stehe ›Gewehr bei
Fuß‹. Die israelischen Militärpläne für
›eine mögliche Angriffsstunde X‹ seien
abgeschlossen.«
Der namentlich nicht genannt werden wollende Mossad-Angehörige
habe ihn, Friedrich Kuhn, »auf zwei entscheidende
Exempel« hingewiesen, »die Israel in der Vergangenheit
mit dem ›Zugriff‹ auf ihm gefährliche
Atomanlagen eines feindlich gesinnten Staates statuiert
habe«: »Im Juni 1981 flogen in aller Heimlichkeit acht
F-16-Kampfbomber die 900 Kilometer von Israel in den Irak und
zerstörten den Osirak-Reaktor des Diktators Saddam Hussein.
Das zweite Mal schlug Israel mit einer geheimen Kommandoaktion am
6. September 2007 in Syrien zu. Israelische Kampfflugzeuge
zerstörten im Osten des Landes eine Nuklearanlage, die Syrien
nach Angaben aus Mossad-Kreisen zusammen mit Nordkorea dort
errichtete. Damaskus stritt den Bau der Anlage stets
ab.«
Einem hohen Vertreter der Bundesregierung, den Geheimdienstexperte
Friedrich Kuhn namentlich natürlich kennt, aber nicht nennt,
»wurde nach ddp-Informationen seinerzeit bei einem Besuch in
Israel vom Mossad erklärt, die Israelis würden im
Zusammenhang mit einem möglichen Angriff auf die iranischen
Atomanlagen ausschließlich nach dem Motto verfahren:
›Wir tun es eben‹.« Die Europäer
würden, zitiert Kuhn weiter, »weder um eine Zustimmung
noch um eine Unterstützung gebeten«.
Wie sich Washington im »Fall X« verhalten würde,
habe der Mossad-Vertreter offengelassen, sagt
Mossadnachrichtenverbreiter Kuhn. Aber: »Für einen
möglichen Gegenschlag der Iraner auf Israel haben die
Amerikaner in aller Stille Jerusalem bereits Hilfe gewährt.
Sie haben insgeheim in der Negevwüste das neueste
US-Abwehrsystem eingerichtet. Es ist das erste Mal, daß
für die Radareinrichtungen zur Entdeckung anfliegender
Feindflugzeuge auf israelischem Territorium amerikanische Soldaten
stationiert wurden.«
(jW/ddp)
https://www.jungewelt.de/artikel/128386.kuhn-report-angriffsstunde-x.html