27.06.2009 / Geschichte / Seite 15
Anno ... 27.Woche
1849, 1.–23. Juli: Preußisches Militär belagert
die Festung Rastatt. Zum Schutz der Reichsverfassung hatte sich im
Mai das deutsche revolutionäre Bürgertum erhoben. Nach
einem Soldatenaufstand griff die Bewegung auch im
Großherzogtum Baden um sich. Eine provisorische Regierung von
gemäßigten Liberalen ließ jedoch den feudalen
Staatsapparat existieren. Der handelte bald im Sinne der
Feudalherren. Nach drei Wochen preußischer Belagerung, am
23.7., werden die aufständischen Revolutionäre zur
bedingungslosen Kapitulation gezwungen. Viele von ihnen
sterben im nachfolgenden Wüten der preußischen
Soldateska.
1914, 28. Juni: Das Attentat von Sarajevo auf den
österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand wird
von den kriegstreiberischen monarchistischen Rechtskreisen und dem
mit ihnen verbundenen Groß- und Finanzkapital zum Anlaß
für den Beginn des Ersten Weltkrieges genommen.
1934, 30. Juni: Auf Befehl Hitlers, Görings und Himmlers
verhaftet die SS schlagartig maßgebliche SA-Führer,
Reichswehroffiziere und Politiker des rechtsbürgerlichen
Lagers wegen eines angeblichen »Putschversuchs« gegen
die Regierung. Über 1 000 Verhaftete werden erschossen. Das
als »Röhm-Putsch« in die Geschichte eingegangene
Massaker führt zur Festigung des Naziregimes und zur
Überbrückung bestehender Differenzen zwischen Hitler und
Reichswehrführung.
1944, 1.–21. Juli: 44 UN-Mitgliedsstaaten treffen sich in
Bretton Woods (USA) zu einer Währungs- und Finanzkonferenz.
Auf ihr wird die Gründung einer Internationalen Bank für
Wiederaufbau und Entwicklung (Weltbank) zur Gewährung
langfristiger Kredite und die Einrichtung des Internationalen
Währungsfonds (IWF) zur Stabilisierung der Währungskurse
beschlossen. Beides sind Instrumente der führenden
kapitalistischen Staaten, andere Länder ökonomisch
auszubeuten und politisch zu dirigieren.
1954, 28. Juni: Die Ministerpräsidenten Chinas und Indiens,
Tschou En-lai und Jawaharlal Nehru, verabschieden »Fünf
Prinzipien der friedlichen Koexistenz«: Achtung der
Souveränität und territorialen Integrität,
gegenseitiger Nichtangriff, gegenseitige Nichteinmischung in die
inneren Angelegenheiten, Gleichberechtigung und gegenseitigen
Nutzen sowie friedliche Koexistenz trotz unterschiedlicher Systeme.
Ein Jahr später werden sie auf der asiatisch-afrikanischen
Konferenz von Bandung angenommen.
1959, 1. Juli: In Westberlin, was wegen der Neutralität der
Stadt eine Provokation ist, wählt die Bundesversammlung den
bisherigen Bundeslandwirtschaftsminister Heinrich Lübke (CDU)
zum neuen Bundespräsidenten. Die westdeutschen Eliten beweisen
damit einmal mehr ihre Kontinuität mit dem Nazifaschismus:
Lübke war maßgeblich am Bau von KZ beteiligt.
https://www.jungewelt.de/artikel/127176.anno-27-woche.html