22.06.2009 / Feuilleton / Seite 13
Ohne Party-Service
Wäre er 1987 nicht mysteriös als Fußgänger auf
einer Autobahn nahe München tödlich verunglückt,
hätte Jörg Fauser am 16. Juli locker das Rentenalter
erreichen können. Von diesem sehr intelligenten Stilisten,
Journalisten und Dichter stammt der Satz »Wenn Literatur
nicht bei denen bleibt, die unten sind, kann sie gleich als
Party-Service anheuern.« Gerade ist im Berliner
Alexanderverlag der letzte Band seiner Werkausgabe erschienen, der
unter dem Titel »Der Strand der Städte« auf mehr
als 1600 Seiten Fausers gesamten journalistsichen Arbeiten
versammelt.
Heute abend wird ab 20 Uhr im Prater der Berliner Volksbühne,
Kastanienallee 7–9, Fausers 65. vorgefeiert. Fauser-Texte
lesen der superbe Schriftsteller und jW-Autor Franz Dobler, der
Unterhaltungsstachanowist Jürgen Kuttner und die immer
leselustige Schauspielerin Inka Loewendorf. Motto: »Ich bin
kein netter Mensch, sondern Schriftsteller«. Gezeigt wird
auch die TV-Doku »Rohstoff« über Fauser von
Christoph Rüter. Dazu spielt der Berliner Gitarrist und Maler
Steve Binetti – der Mann, der an einem guten Abend Keith
Richards, Jimi Hendrix und Lou Reed in einer Person vereinen kann.
(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/126857.ohne-party-service.html