05.06.2009 / Feminismus / Seite 15
Fanatiker ermordet Abtreibungsarzt
Wichita. Zwei Tage nach der Ermordung des bekannten
US-amerikansichen Abtreibungsarztes George Tiller ist Anklage gegen
einen Tatverdächtigen erhoben worden. Wie die
Justizbehörden des US-Bundesstaats Kansas mitteilten, wird dem
51jährigen Scott R. vorgeworfen, Tiller am Sonntag in Wichita
erschossen zu haben. Laut Staatsanwältin Nola Foulson pflegt
R. Kontakte zu militanten Abtreibungsgegnern, habe bei der Tat
jedoch höchstwahrscheinlich »allein
gehandelt«.
Tillers Klinik ist eine von nur noch dreien in den USA, in denen
auch Abtreibungen im letzten Schwangerschaftsdrittel vorgenommen
werden. Zudem setzte sich Tiller öffentlich für das Recht
auf Abtreibung ein. Er war am Pfingstsonntag am Eingang der
Lutherischen Kirche seines Heimatorts Wichita in Kansas erschossen
worden. Der 67jährige und seine Klinik waren bereits
wiederholt Zielscheibe militanter Abtreibungsgegner. 1986 wurde das
Haus bei einem Bombenanschlag schwer beschädigt. Sieben Jahre
später schoß eine Frau in seiner Klinik auf ihn; er
überlebte mit Schußwunden in beiden Armen. In Kansas
sind Spätabtreibungen zulässig, wenn zwei Ärzte
unabhängig voneinander zu dem Schluß kommen, daß
die Gesundheit der Mutter durch die Geburt schweren Schaden nehmen
könnte.
In den 90er Jahren sind in den USA bereits drei
Abtreibungsärzte erschossen worden, es kam zu Gewalt gegen
Kliniken und Gruppen, die sich für das Recht der Frauen auf
Schwangerschaftsabbruch einsetzten. (AFP/AP/jW)
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