15.05.2009 / Feuilleton / Seite 13
Jörg Gülden tot
Wie erst jetzt bekannt wurde, starb der Musikjournalist Jörg
Gülden am Freitag in Hamburg im Alter von 64 Jahren. Der
gebürtige Paderborner war in den siebziger Jahren Redakteur
der kleinen, aber einflußreichen Musikzeitschrift Sounds,
einer Art Prä-Spex im Spät-Hippie-Modus mit einer zum
Schluß starken Affinität sowohl zur mehr oder weniger
neomarxistischen Poprevolution als auch zur Punkbewegung. Aus der
Redaktion rekrutierte sich auch die Amateurband The Flying
Klassenfeind. Man wollte die »Popgeschichte von
1955–heute verfremden«.
1996 hob Gülden zusammen mit Bernd Gockel und dem
Konzertveranstalter Werner Kuhls die deutsche Ausgabe des Rolling
Stone aus der Taufe. Als der Rolling Stone 2002 an den
Springer-Konzern ging und damit seinen ursprünglich
eingeschlagenen gemäßigt linken Kurs verließ,
verließ Gülden die Redaktion und arbeitete als freier
Autor und Übersetzer. Ende der siebziger Jahre hatte er sich
große Verdienste erworben, als er gemeinsam mit Klaus Humann
im Rowohlt Verlag die Buch-Reihe »Rock Session«
startete – die erste ernstzunehmende Form des Schreibens
über Pop in der BRD. Das Erscheinen seines neues Buches
»Woodstock – Wunder oder Waterloo« im Hannibal
Verlag hat Gülden nicht mehr erlebt. Es soll in wenigen Tagen
auf den Markt kommen. (jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/125086.jörg-gülden-tot.html