Wenn der Präsident der USA Folter »autorisiert«
ist sie keine mehr – im
George-Orwell-1984-Gehirnwäschenmodus kehrte neulich
Condoleezza Rice aus dem sogenannten Antiterrorkrieg ins zivile
Leben zurück: Die Exaußenministerin ist wieder
Professorin für Politikwissenschaft an der Stanford University
in Kalifornien. Passend dazu stellt heute der Historiker und Autor
dieser Zeitung Alexander Bahar in der jW-Ladengalerie sein neues
Buch »Folter im 21. Jahrhundert – Auf dem Weg in ein
neues Mittelalter?«, das bei dtv erschienen ist, vor.
»Wir haben die Handschuhe ausgezogen« – so
beschrieb die CIA ihr Programm seit dem 11. September 2001. Das
hieß geheime Folterknäste, aber auch offizielle wie
Guantánamo, »Waterboarding« und Schlafentzug
für eine Woche – Hauptsache, der Präsident hat es
»autorisiert«. Gefoltert wird aber in sehr vielen
Staaten und auch für Deutschland konstatiert Bahar eine
»Aufweichung des nach 1945 etablierten Foltertabus im
herrschenden Diskurs«, zum Beispiel im Fall des
entführten Jakob von Metzler 2002, als ein Krimialkomissar dem
mutmaßlichen Entführer Folter androhte und dafür
bundesweit Beifall bekam. In seinem Buch befaßt sich Bahar
mit der Geschichte der Folter, den rechtlichen Reglementierungen
und deren forschreitende Unterminierung durch militaristische
Sachzwänge und neoimperiale Herrschaftsformen,
maßgeblich vorangetrieben durch die USA. Für Bahar
»eine Art Indikator für den generellen Zerfall der
Demokratie im globalisierten Kapitalismus«. (jW)
Heute, 19 Uhr, Lesung mit Alexander Bahar, Moderation: Arnold
Schölzel in der jW-Ladengalerie, Torstr. 6, Berlin