06.05.2009 / Schwerpunkt / Seite 3
Neue Maßnahme: Zwei Meter Abstand
Nach tagelangem Stillstand infolge der grassierenden Schweinegrippe
soll sich das öffentliche Leben in Mexiko wieder
normalisieren. Nach dem Nationalfeiertag am Dienstag sollten die
Geschäfte am Mittwoch wieder öffnen, wie Präsident
Felipe Calderon am Montag ankündigte. Die Wiederaufnahme des
Unterrichts an Universitäten und Oberschulen wurde für
Donnerstag in Aussicht gestellt. Grundschulen und
Kindertagesstätten sollen am 11. Mai wieder öffnen.
Die Regierung ließ am 27. April alle Schulen schließen,
um die Ausbreitung der sogenannten Schweinegrippe zu stoppen. Vom
1. Mai bis zum Feiertag Cinco de Mayo – der an die siegreiche
Schlacht mexikanischer Soldaten gegen französische
Interventionstruppen am 5. Mai 1862 erinnert –, ruhte das
gesamte öffentliche Leben. Schon am Montag betonte
Gesundheitsminister José Cordova jedoch, die Erkrankungen
gingen zurück. Die Zahl der Grippetoten stieg allerdings auf
27 – 26 in Mexiko und ein mexikanisches Kleinkind in den USA.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf prüfte weiterhin
die Ausrufung der höchsten Alarmstufe einer Pandemie. Dieser
Begriff bezieht sich auf die geografische Ausbreitung einer
Krankheit, nicht unbedingt auf ihre Gefährlichkeit.
Calderon forderte die Eltern von Schulkindern auf, vor der
Wiederaufnahme des Lehrbetriebs gemeinsam mit den Lehrern die
Klassenräume zu desinfizieren. Die Regierung stelle dafür
umgerechnet 11,3 Millionen Euro bereit. Der hygienische Zustand der
Schulen müsse unbedingt garantiert werden, betonte der
Gesundheitsminister. Leicht gesagt: Rund zwölf Prozent der
fast 250000 mexikanischen Schulen haben kein fließendes
Wasser oder Toiletten mit Wasserspülung. Laut Cordova
könnten auch Fußballstadien und Konzerthallen wieder
für Zuschauer geöffnet werden – die Veranstalter
müßten aber für einen Abstand von zwei Metern
zwischen den Fans sorgen.
Der Flugverkehr von und nach Mexiko blieb vorerst stark
eingeschränkt. Eine mexikanische Maschine landete jedoch in
Schanghai, um Mexikaner abzuholen, die in China unter
Quarantäne gestellt worden waren. Ebenso schickten China und
auch Argentinien Flugzeuge nach Mexiko, um gestrandete Landsleute
nach Hause zu bringen.
In Deutschland hat sich die Zahl der Schweinegrippe-Fälle nach
Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf neun erhöht. Allen
Patienten geht es gut. RKI-Präsident Jörg Hacker sprach
am Dienstag von einer »gewissen Stabilisierung« der
Situation in Deutschland. Es gebe aber nach wie vor keinen Grund
zur Entwarnung. Es müsse auch in den nächsten Tagen noch
mit Einzelfällen gerechnet werden.
(AP/AFP/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/124604.neue-maßnahme-zwei-meter-abstand.html