Der neonazistische Antibolschewistische Block der Nationen
»wurde von den ukrainischen nationalistischen Veteranen der
OUN/UPA kontrolliert, und in seinem Vorstand gab es ein halbes
Dutzend Nazikollaborateure. (...) Dennoch erhielt der ABN von der
radikalen Rechten im Kapitol beträchtliche
Unterstützungen. (...) Der wichtigste amerikanische
ABN-Aktivist war Dr. Edward M. O’Connor vom Nationalen
Sicherheitsrat. (...) Später profilierte sich Dr.
O’Connor als führender offizieller Sprecher der
ukrainischen Emigranten in den Vereinigten Staaten, denen
Kriegsverbrechen zur Last gelegt wurden. O’Connor war 1985
einer der Hauptredner bei einer Kundgebung für Iwan Demjanjuk,
einem ehemaligen KZ-Wächter im Todeslager Treblinka, der
Gefangene in die Gaskammern getrieben hatte. O’Connor
behauptete, daß der KGB die Beweise gegen Demjanjuk
gefälscht hätte. O’Connors Sohn Mark war
übrigens Demjanjuks Verteidiger. Demjanjuk wurde in Israel am
25. April 1988 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod
verurteilt. Der Angeklagte blieb bei seiner Darstellung, er sei
nicht identisch mit ›Iwan dem Schrecklichen‹, sondern
Opfer gefälschter Papiere (...)«
Aus: Christopher Simpson: Der amerikanische Bumerang –
NS-Verbrecher im Sold der USA. Wien 1988
»Die fünf Richter hatten einstimmig zu dem Urteil
gefunden. Für sie besteht kein Zweifel, daß Demjanjuk
ein ukrainischer Wachmann in den Diensten der SS war. Nachgewiesen
ist seine Ausbildung zum Massenmörder im Lager Trawniki. Dort
ermordeten Wachmänner übungsweise Juden im Rahmen ihrer
Ausbildung zu Massenmördern an den Gaskammern der
Vernichtungslager. Kein Zweifel, auch, daß Demjanjuk im
Vernichtungslager Sobibor gedient hat.
Die Richter bezweifeln auch nicht im geringsten das
Erinnerungsvermögen der Überlebenden von Treblinka.
Einige haben – gemäß allen Regeln der Kunst
– in Demjanjuk ihren grausamen Peiniger wiedererkannt. Trotz
dieser überwältigenden Beweislast wurde das Todesurteil
des Jerusalemer Bezirksgerichts in erster Instanz nicht
bestätigt.«
Der Tagesspiegel, 30. Juli 1993
»Es gibt aber noch einen anderen, viel schädlicheren
Grund für die Unsichtbarkeit (gemeint ist das angebliche
Ignorieren der Westmächte) der Ukraine: die nachhaltige
Vorstellung von einer ukrainischen Kriegsschuld. Das Bild mit den
Tausenden von Bürgern, die die Straßen ukrainischer
Städte säumten, um die einrückenden deutschen
Truppen im Jahre 1941 zu begrüßen, verfolgt die Ukrainer
bis heute ebenso wie die Erinnerung an Tausende von Ukrainern, die
sich an den deutschen Kriegsmaßnahmen beteiligt hatten. Aber
dieses Bild von den ukrainischen Nationalisten als
überschwengliche Nazi-Anhänger spiegelt ein Image wider,
das von der Sowjetpropaganda mit allen Mitteln gefördert
wurde.«
Aus: Jahrbuch der Ukrainekunde 1986, hrsg. von einem
Arbeitskreis der Ukrainischen Freien Universität
München