Aus Anlaß des Weltgesundheitstages am 7. April hat der
jW-Autor und Pflegeberater für Naziopfer Antonín Dick
dem Berliner Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) eine
Patienteninitiative vorgelegt: »Vorschläge an den
Berliner Vorstand der AOK zur Stärkung der Rolle des Patienten
im Gesundheitssystem«. Angesichts der Kapitalisierung des
Gesundheitssystems und der Herausbildung einer Zwei-Klassen-Medizin
fordert Dick ein Zurück zu den ursprünglichen Intentionen
der AOK: Solidarität der um ihre Gesundheit ringenden
Nichtbesitzer von Produktionsmitteln, der Arbeiter und
Angestellten.
Im Zentrum der Initiative steht die Installierung von
Patientenräten in Bezirksverwaltungen und dem Vorstand der
AOK, die per Gesetz mit Vollmacht und
Einflußmöglichkeiten ausgestattet werden sollten, um die
Patientensouveränität wiederherzustellen. »Der
ursprüngliche Gedanke bei der Gründung der Krankenkassen,
die Solidarität der eigentumslosen Produzenten, muß
wieder eine tragende Rolle im Handeln der gesetzlichen Kassen
spielen«, begründet Dick seine mit etlichen Versicherten
diskutierte Initiative. Die dem AOK-Vorstand unterbreiteten
Vorschläge reichen von regelmäßigen
Patientenbefragungen zur Qualität der medizinischen
Versorgung und regelmäßigen Veröffentlichungen von
Ranking-Listen der praktizierenden Ärzte über den
Erfahrungsaustausch mit ausländischen Krankenkassen zum
jeweiligen Stand der Demokratisierung des Gesundheitswesens bis hin
zu einer breit angelegten Diskussion über eine von den
Lebensinteressen der gesetzlich Versicherten diktierte Definition
des Gesundheitsbegriffs.
Schließlich geht es noch um die Forderung, daß das
Grundrecht auf Schutz der Gesundheit, ein elementares
Menschenrecht, das der Artikel 11 der Europäischen
Sozialcharta garantiert, auch im Grundgesetz der Bundesrepublik
festgeschrieben wird. »Es gibt einem schon zu denken«,
sagt der Autor der Initiative, »daß das Grundrecht auf
Schutz der Gesundheit gemäß Artikel 35 der Verfassung
der DDR für immer festgeschrieben war, hingegen im Grundgesetz
der BRD überhaupt nicht vorkommt.«
Eine Reaktion der AOK steht noch aus.
* Der vollständige Text der Patienteninitiative ist bei
der Onlinezeitung scharf-links unter www.scharf-links.de
abrufbar.