25.03.2009 / Sport / Seite 16
Doping: Verstricken
Leipzig. Der Deutsche Skiverband (DSV) hatte entgegen der eigenen
Darstellung offenbar doch eine Empfehlung vorliegen, nach der die
Biathlon-Trainer Frank Ullrich und Wilfried Bock wegen sogenannter
Verstrickungen ins DDR-Dopingsystem nicht weiter beschäftigt
werden sollten – allerdings im Jahre 1991. Dies berichtete
die WDR-Sendung sport inside am Montag abend.
Das geschäftsführende Präsidium des damaligen
Deutschen Sportbundes hatte am 25. Mai 1991 den Beschluß
gefaßt, dem DSV zu empfehlen, »mit den Trainern Bock
und Ullrich kein festes Anstellungsverhältnis entstehen zu
lassen, solange der gegen sie bestehende dringende Verdacht der
persönlichen tatsächlichen Beteiligung an der
systematischen Verabreichung von Dopingmitteln an Aktive nicht
ausgeräumt« sei. Denn eine adhoc-Komission sei zu dem
Ergebnis gekommen, daß »im Skilanglauf und im
Biathlonsport der ehemaligen DDR flächendeckend gedopt worden
ist und hierüber alle Trainer, Ärzte und
Funktionäre« informiert gewesen seien.
Die ehemaligen DDR-Biathleten Jürgen Wirth und Jens Steinigen
hatten gegen Männer-Bundestrainer Frank Ullrich und Wilfried
Bock, Heimtrainer von Staffel-Olympiasieger Michael Rösch,
Doping-Anschuldigungen für den Zeitraum 1986 bis 1988 erhoben.
Bock und Ullrich streiten diese Vorwürfe ab. Der DSV hatte
bislang schriftlich mitgeteilt, daß er sich stets an Vorgaben
und Empfehlungen der Kommissionen gehalten habe, die Doping in der
DDR untersucht hatten. Ȇber Ullrich hat der DSV in den
vergangenen Jahren keinerlei Hinweise oder Empfehlungen erhalten,
nach denen er nicht mehr für den DSV als Cheftrainer
hätte arbeiten können oder sollen«, sagte
DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach. In den vergangenen Jahren
hätten sich im Vorfeld von Olympischen Spielen mehrere
Kommissionen mit der Vergangenheit aller deutscher Bundestrainer
beschäftigt.(sid/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/122527.doping-verstricken.html