14.02.2009 / Aktion / Seite 16
Eine Führungskraft
Vor seiner Berufung zum Bundeswirtschaftsminister enthüllte Freiherr zu Guttenberg die Rolle der jW: Koordination des internationalen Terrorismus
Arnold Schölzel
Liebe Leserinnen, liebe Leser, nicht alle lieben die junge Welt,
selbst wir stoßen da an Grenzen. Andere sagen in einem
solchen Fall: »Und das ist auch gut so.« Wir meinen mit
Peter Hacks: »Gegen den Niedergang kommt keiner
an.«
Das läßt sich z.B. am Schicksal des gerade ernannten
Bundeswirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg ablesen. Am
Sonnabend verriet die Knallcharge der Berliner High Society,
Mainhardt Graf Nayhauss, in ihrer Bild-Kolumne »Meine
Top 10 der Woche«: »1. Das bestgehütete Geheimnis
des neuen Wirtschaftsministers: Im Hof des Guttenbergischen
Schlosses in Franken steht eine Kanone aus dem
preußisch-österreichischen Krieg 1866. Der
Urgroßvater brachte sie noch 1919 gegen sächsische
Kommunisten in Stellung.« So hielt man in guten alten Zeiten
den roten Terror nieder: Kartätschen und Granaten – nach
klassischer Raubrittersitte, gewohnheitsmäßig
sozusagen.
Nachhaltigen Erfolg hatte der Urahn nicht. Heute ist Deutschland
wieder in Gefahr, von der Kommune übernommen zu werden. Mit
einer Kanone geht der Urenkel nicht gerade dagegen vor, ideologisch
aufmunitioniert wird aber bereits. Der
Kurzzeit-CSU-Generalsekretär suchte sich dafür, wie uns
ein Leser jetzt mitteilte, die staatstragende Zeitschrift dsmagazin
aus, um in deren Ausgabe 11/12 2008 »Die Linkspartei und ihr
ungeklärtes Verhältnis zur Gewalt« ins
aufklärerische Licht zu reißen. Das »ds« vor
»magazin« steht für »Der
Selbständige«, das Blatt ist das Zentralorgan des Bundes
der Selbständigen/Bundesvereinigung mittelständischer
Unternehmen. Vor Guttenberg kamen dort schon der Antisemit Martin
Hohmann oder der Bundeswehrgeneral a. D. Gerd Schultze-Rhonhof zu
Wort. Letzterer vertritt u.a. die Auffassung, daß der
Führer 1939 keinesfalls einen Krieg wollte. Auf diesem
publizistischen Gelände sprach Guttenberg »über
seine Recherchen«, z.B. über die »Zeitungen des
mächtigen Medienapparats der ehemaligen SED«. Was
herausgekommen sei, habe sein Büro »nicht mit
nachrichtendienstlichen Erkenntnissen ermittelt«, klagte der
Kompetenzbolzen für Ökonomie und Untergrund,
»sondern lediglich Verlautbarungen aus Parlament,
internationalen Medien und Parteien analysiert und
interpretiert«.
So widmet sich der Burgherr auch der jungen Welt. Auf die Frage,
wie die deutsche Linke die kolumbianische
»FARC-Terrorarmee« unterstützen wollte, antwortete
Guttenberg: »Geplant waren nach einem Spiegel-Bericht unter
anderem Aktionen der zum Medienapparat der Linken gehörenden
linksextremistischen Tageszeitung jungen Welt und der
PDS-Arbeitsgruppe ›Lateinamerika‹ zugunsten der
terroristischen Organisation... Diese Zeitung spielt eine besondere
Schlüsselrolle in einem Netzwerk, welches Die Linke in die
linksextremistische Szene spinnt. Zahlreiche Abgeordnete der Linken
und ihre Mitarbeiter sind dort als Redakteure oder Autoren
tätig. In der Jungen Welt wird von Meinungsführern der
Linken in maßgeschneiderter Kommunikation für eine
linksextremistische Zielgruppe verlautbart, womit die Parteispitze
der Linken nur bedingt öffentlich in Verbindung gebracht
werden will. Gleichwohl weiß die Parteispitze von den im
Umfeld der jungen Welt geknüpften Kontakten zum
Linksextremismus und profitiert hiervon ganz
entscheidend.«
Über die junge Welt sind großartige
Verschwörungstheorien im Umlauf, diese rangiert – was
den pathologischen Grad angeht – derzeit unangefochten an der
Spitze. Die Herrschaften vom Verfassungsschutz, die von Berufs
wegen zur Streuung von kalkuliertem Blödsinn verpflichtet
sind, dürften vor Neid erblaßt sein.
Wo aber der fränkische Kleinadel einmal in Fahrt kommt, ist
kein Halten. Wittert er Terror, sind die Linke und die junge Welt
dabei. Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK): Da spiele
»scheinbar« das Büro der Abgeordneten Ulla Jelpke
»eine besondere Koordinatorenrolle«. Ihr
persönlicher Mitarbeiter, Nikolaus Brauns, »schreibt
auch für die linksextremistische Tageszeitung junge Welt. Aus
Internetrecherchen geht hervor, daß Brauns mit der Roten
Hilfe e. V., die unter anderem Beistand für Ex-RAF-Terroristen
und gewaltbereite Autonome organisiert, in Verbindung steht.«
Und dann das »Unterstützermilieu der baskischen
Terrorgruppe ETA und ihrem verbotenen politischen Arm
Batasuna«: »Wie bei den Kontakten zu FARC und PKK
übernimmt auch hier die PDS-nahe Tageszeitung junge Welt die
Rolle des publizistischen Sprachrohrs, das vermeintlich
unabhängig von der Partei, die Unterstützung einer
linksextremistischen Szene in Deutschland koordiniert und
meinungsbildend Lobbyarbeit betreibt. In der jungen Welt kommen
unter anderem die Protagonisten der politischen Arme der
Terrorgruppen selbst zu Wort.« Und der Gipfel: Der
Europaabgeordnete Helmuth Markov präsentierte »in der
Ladengalerie der jungen Welt in Berlin-Mitte« das Buch des
»Marxisten Otegi«.
Ja, zum Donnerwetter, schläft denn der Verfassungsschutz,
fragt sinngemäß der brave Interviewer? Antwort:
»Der bayerische Verfassungsschutz schläft nicht.«
Aber offenbar der woanders. So muß der Freiherr alles allein
machen.
Nun hat der Herr, der diesen Müll produziert, ein neues Amt
erhalten. Mehr als seine stramme Gesinnung, wie in dem zitierten
Interview unter Beweis gestellt, war dafür nicht
vonnöten, wie selbst die unionsnahe Presse feststellte. In
seiner ersten Rede als Minister war denn auch die Rhetorik eines
deutschen Führers zu hören: »Noch nie wurde so
schnell, so konsequent und so entschlossen auf eine Krise
reagiert.« Abgesehen von dem Blödsinn der Aussage:
»schnell«, »konsequent« und
»entschlossen« – man schlage in Viktor Klemperers
Analyse der offiziellen Sprache des »Dritten Reiches«
nach, der »LTI«, und wird bemerkenswerte Parallelen
finden.
Die Herrschaften, die den Urenkel des Kanonenfreiherrn von 1919 in
Stellung bringen, werden keine Hemmungen haben, ihn von der Leine
zu lassen. Denn schließlich lautet der Klassenauftrag in
Guttenbergs Worten: »Wir wollen insgesamt stärker aus
dieser Krise hervorgehen, als wir hineingeraten sind.«
Daß dafür so ziemlich jedes Mittel recht ist, lehrt die
Erfahrung deutscher imperialistischer Geschichte. Der allerdings
steht diese Zeitung entgegen.
https://www.jungewelt.de/artikel/120482.eine-führungskraft.html