13.02.2009 / Feminismus / Seite 15
an.schläge auf die Selbstdisziplin
Wien. Noch druckfrisch auf dem Markt: Die neue Ausgabe der
feministischen Zeitschrift an.schläge aus Wien. Auch deshalb
so gut zu lesen, weil Frau und Mann nicht aus jedem Beitrag die
Ansage entgegenschreit: »Jetzt wird alles mal unter die
feministische Lupe genommen!«.
Das Titelthema ist modisch, aber deswegen nicht uninteressant. Es
heißt »Prokrastination«, wurde bereits vom
rbb-Zeitgeistmagazin »Polylux« und von der
Schriftstellerin Kathrin Passig in einem Buch besprochen. Mit
Passig diskutiert die Zeitung, ob es wirklich in jedem Fall
möglich und produktiv ist, ohne »einen Funken
Selbstdisziplin« durchs Leben zu kommen und alle Arbeiten
immer wieder aufzuschieben. Was sonst noch in der Zeitschrift
steht, hat die jW-Redakteurin tatsächlich dazu verleitet,
schmökernd nämlichem Laster zu frönen und lauter
Unaufschiebbares aufzuschieben. Nebenbei liefert das Blatt einen
weiteren Beweis der traurigen Tatsache, daß Frauen, wenn sie
an der Macht sind, das Meiste genauso machen wie ihre
männlichen Kollegen: Eine von ihnen ist Maria
»Gnadenlos« Fekter, österreichische
Innenministerin. Weitere Beiträge unter vielen anderen im
Heft: Ein spannendes Interview mit einer salvadorianischen
Feministin und eine Betrachtung über feministische
Männer.(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/120411.an-schläge-auf-die-selbstdisziplin.html