22.08.2008 / Feminismus / Seite 15

Aufgedrängte Selbstbestimmung

»Reproduktionstechnologien arbeiten inmitten von Geschlechterverhältnissen«, heißt es in der Einleitung zum neuesten Argument-Heft 275, und entsprechend werden vielfältige Bruchlinien erkundet.

Michi Knecht analysiert, wie Verwandtschaft durch Genforschung biologisiert wird. Sarah Sexton berichtet über die Kommerzialisierung der Klonforschung. Drei Texte befassen sich mit der Pränataldiagnostik: Silja Samerski und Vanessa Lux analysieren, zum Teil kontrovers, wie die Entscheidung zur Pränataldiagnostik den Frauen aufgedrängt und Selbstbestimmung neoliberal zugerichtet wird, während ein Interview mit der Gynäkologin und Ethikerin Sigrid Graumann Widersprüche der Beratungspraxis thematisiert.

Mona Singer schließlich versucht, eine kritische Position zu den Reproduktionstheorien jenseits der totalen Ablehnung zu erarbeiten, die Frauen handlungsfähig macht. Dazu enthält der Band weitere Berichte und Texte, etwa von Marlene Streeruwitz und Silke Wittich-Neven, über gesellschaftliche Bilder von Frauen und Natur.

(sh)

Das Argument 275: Reproduktionstechnologien. Hamburg 2008, 150 Seiten, 11 Euro; Kontakt: Argument-Versand, Reichenberger Straße 150, 10999 Berlin, E-Mail: versand-argument@t-online.de

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