05.06.2008 / Feuilleton / Seite 12

»Eisernes Kreuz« für Judenmörder

Bekanntlich möchten Verteidigungsministerium und Bundeswehr den Orden »Eisernes Kreuz«, bekannt aus zwei von den Deutschen begonnenen Weltkriegen, wiedereinführen. In der neuen Zeit berichtet der Historiker Dieter Pohl vom Münchner Institut für Zeitgeschichte von neu ausgewerteten Akten, die belegen, daß dieser Orden auch an Verantwortliche für Holocaust-Massaker verliehen wurde. Demnach erhielten das »Eiserne Kreuz« die SS-Offiziere Rudolf Lange (verantwortlich für den Mord an 60000 Juden) und Friedrich Jeckeln, der zahllose Mordaktionen in der Ukraine und im Baltikum organisierte, darunter das berüchtigte Massaker von Babi Jar bei Kiew. Auch Jürgen Stroop, der Vernichter des Warschauer Ghettos, wurde für seine Tat mit dem Tapferkeitsorden geehrt. Das zusammen mit der Wehrmacht nach dem Krieg abgeschaffte »Eiserne Kreuz« habe in den fünfziger Jahren nur deswegen wieder salonfähig werden können, weil diese Verbrechen nach 1945 verdrängt und vertuscht wurden. (ots/jW)
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