21.04.2008 / Sport / Seite 16

Schwimmen: Depression

Berlin. Auch bei den 120. Meisterschaften des Deutschen Schwimmverbands (DSV) am Wochenende in Berlin war von den 200 Metern Freistil mitunter als einer »Königsdisziplin« die Rede. Paul Biedermann (Halle/Saale, Foto) legte die Distanz in Berlin in deutscher Rekordzeit zurück. Er schwamm 22 Hundertstel schneller als beim EM-Triumph in Eindhoven, wo er eine 24 Jahre alte Marke von Michael Groß geknackt hatte. Biedermanns Badebekleidung ist vom offiziellen DSV-Ausrüster adidas. Das ist dem Verband sehr wichtig, weil die Konkurrenz sich die Entwicklung eines 500 Euro teuren Hightech-Anzugs namens LZR Racer mehrere Millionen Euro hat kosten lassen.«Wenn in diesem Jahr 18 von 19 Weltrekorde in Speedo aufgestellt wurden, sind das harte Fakten«, sagte DSV-Sportdirektor Örjan Madsen in Berlin. »Aber ein Paul Biedermann ist auch ohne den vermeintlichen Wunderanzug Europameister mit deutschem Rekord geworden.«

Olympia-Goldhoffnung Britta Steffen aus Berlin wünscht sich »manchmal, wir würden wieder in unseren alten Badeanzügen schwimmen«. In der Welt am Sonntag erklärte sie, daß »die meisten bei uns übertrainieren«. Und ergänzte: »Ich empfinde es so, daß wir deutschen Schwimmer uns immer in die Hosen machen, wenn Großereignisse anstehen. Wenn es um Olympia geht, merkst du, daß wir immer depressiver werden und die Angst vor dem Versagen immer größer wird.«

Einen Start über 200 Meter Freistil sagte Steffen am Wochenende kurzfristig ab. Auch die 4x200-Meter-Freistil-Staffel. Die hatte vor zwei Jahren bei den EM in Budapest mit Weltrekord für Aufsehen gesorgt, kann sich ohne Steffen aber kaum Hoffnungen auf eine Medaille machen. (sid/jW)
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