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Aus: Ausgabe vom 20.03.2006, Seite 3 / Ausland

Allawi-Propaganda: »Bürgerkrieg« im »befreiten Irak«

Drei Jahre nach Beginn der US-Invasion befindet sich der Irak nach Meinung des früheren von Washington gestützten Ministerpräsidenten Ijad Allawi im Bürgerkrieg. »Jeden Tag gibt es 50 bis 60 Tote«, sagte der frühere CIA-Agent und Bombenleger gegenüber der britischen BBC. »Wenn das kein Bürgerkrieg ist, dann weiß nur Gott, was ein Bürgerkrieg ist.« Zwar haben die Besatzungsmächte USA und Großbritannien solche Wertungen wiederholt zurückgewiesen, doch dürften sie ihnen mittlerweile gelegener kommen als einzugestehen, daß der Widerstand gegen die Okkupation mit jedem Monat wächst.

Er habe seit langem auf die Gefahr eines politischen Vakuums im Irak aufmerksam gemacht, sagte Allawi. Auch habe er davor gewarnt, die irakischen Sicherheitskräfte aufzulösen. Selbst wenn sich die politischen Gruppierungen auf eine Regierung der nationalen Einheit zubewegten, so sei dies keine »umittelbare Lösung«. Nicht nur drohe der irakische Staat auseinanderzubrechen. In der ganzen Region werde sich das »Sektierertum« ausbreiten. Selbst Europa und die Vereinigten Staaten würden nicht von der Gewalt infolge dieser »sektiererischen Probleme« verschont.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld warnte derweil mit den Faschismus verharmlosenden und relativierenden Thesen vor einem seiner Meinung nach verfrühten Abzug der US-Truppen aus dem Irak. Das käme einer Rückgabe Deutschlands an die Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg gleich, erklärte er der Washington Post mit Blick auf die weltweiten Antikriegsdemonstrationen zum dritten Jahrestag der Invasion. »Es wäre eine ebenso große Schande, als wenn wir die befreiten Nationen Osteuropas aufforderten, unter Sowjetherrschaft zurückzukehren.«

Wenn die USA einen Rückzug beschlössen, bestehe die Gefahr, daß »Terroristen in das Vakuum vordringen«. Noch seien die irakischen Sicherheitskräfte nicht in der Lage, sich alleine gegen Aufständische und Anhänger des früheren Präsidenten Saddam Hussein durchzusetzen.

(AFP/jW)