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Aus: Ausgabe vom 05.11.2025, Seite 16 / Sport

Das wichtigste Fußballspiel der Welt

Von André Dahlmeyer
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Marcelo »Püppchen« Gallardo, Cheftrainer von River Plate Buenos Aires

Einen wunderschönen guten Morgen! Fans und Funktionäre des argentinischen Rekordmeisters River Plate schlafen nur noch mit dem Taschenrechner in der Hand. Wenn überhaupt. Manche haben den längst an die Wand gedonnert oder hüpfen in Kriegsbemalung manisch darauf herum wie Rumpelstilzchen. Schlaf wird sowieso überbewertet, trompeten sie in den Novemberhimmel, der sich daraufhin lauthals wiederholt erbricht. Es riecht jedoch nicht sauer, sondern nach Urin, nach der guten alten Dinosaurierpisse. Das Team, dirigiert von Vereinslegende Marcelo »Püppchen« Gallardo, hat sieben der letzten zehn Spiele verloren. Die 0:1-Heimniederlage am Sonntag im Monumental gegen Gimnasia La Plata (erster Sieg der Platenses bei River Plate seit zwanzig Jahren) kompliziert nun ernsthaft den Kampf um Platz drei in der Jahreswertung; der letzte Tabellenplatz, der noch für die Copa Libertadores des kommenden Jahres qualifiziert.

Während die neuen Autoritäten, angeführt vom gerade gewählten Vereinspräse Stefano Di Carlo, den Klub in Beschlag nehmen, irrlichtern die Kicker des Millonario, darunter immerhin vier aktuelle Weltmeister, so orientierungslos über die silberländischen Plätze, als hätte Mama ihnen Netflix verboten. Während sich Rosario Central, angeführt vom zurückgekehrten Rädelsführer Ángel Di María, längst sensationell für die Libertadores qualifiziert hat, muss River Plate nachsitzen. Und das könnte ernsthaft ins Auge gehen: Am Sonntag treten die Riverplatenses zum wichtigsten Fußballspiel der Welt in der Bombonera (Pralinenschachtel) der Boca Juniors an (die Xeneizes sind auch noch nicht durch, liegen jedoch vier Punkte vor River Plate und haben die bessere Tordifferenz, ihnen reicht ein Remis). Auch den Sonntag darauf (letzter Spieltag) muss der Millo auswärts antreten – am Speckgürtel von Buenos Aires und bei Vélez Sarsfield. Zwar ist der Weltpokalgewinner von 1994 (mit »Bulldog« José Luís Chilavert) bereits für die Achtelfinals der argentinischen Meisterschaft qualifiziert. Trainer ist Wilhelm Barros Schelotto (zusammen mit seinem Zwillingsbruder Gustavo), Vereinsidol bei Boca Juniors. Dem wird es eine Ehre sein, River Plate zu demütigen und für die Libertadores krankzuschreiben. Dabei hätte alles so einfach sein können, die Riverplatenses hätten nur den argentinischen Pokal gewinnen müssen – doch da scheiterten sie im Halbfinale an Independiente Rivadavia aus Mendoza.

Die Blamage gegen Gimnasia y Esgrima war die dritte Heimniederlage hintereinander (mit der Viertelfinalklatsche gegen SE Palmeiras in der Libertadores die vierte). Acht der letzten zehn Matches (wettbewerbsübergreifend) hat der Rekordmeister verloren. Acht, weil das Halbfinalaus in der Copa Argentina (Penalties) nur von Statistiknerds als Remis begriffen wird. In der Meisterschaft liegt River Plate in seiner Gruppe auf dem sechsten Platz (acht kommen weiter), mit fünf Punkten Vorsprung auf Platz neun. Ein dritter Platz in der Jahreswertung bedeutete Playoffs für die Libertadores. Nur einen Punkt hinter River Plate lauern Argentinos Juniors und Deportivo Riestra. Deshalb werden die Fans und Funktionäre aus Núñez auch beten, dass der »Bicho« das Pokalendspiel (der Gewinner spielt Libertadores) gegen die Mendocinos gewinnt. Racing Club und Lanús verdaddelten am Montag ihre letzten Chancen über die Jahreswertung. Argentiniens Nationalstolz CA Lanús kickt allerdings in Kürze das Finale der Copa Sudamericana. Besiegen sie Atlético Mineiro, sind sie auch dabei.

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