Gegründet 1947 Sa. / So., 19. / 20. Juli 2025, Nr. 165
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Online Extra
18.07.2025, 18:51:51 / Kapital & Arbeit

»Stuttgart 21«-Eröffnung soll »teilweise« auf 2027 verschoben werden

Pressekonferenz_zu_S_86671244.jpg
Noch ist nicht recht klar, wer die riesigen Mehrkosten übernimmt: Verkehrsminister Winfried Hermann und Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper am Freitag nach der Sitzung des Lenkungskreises in Stuttgart

Stuttgart. Das gegen den Widerstand einer breiten Protestbewegung durchgesetzte Bahnprojekt »Stuttgart 21« soll teilweise erst 2027 in Betrieb gehen und damit erneut später als geplant. Der Fernverkehr und ein Teil des Regionalverkehrs werden wie angekündigt ab Dezember 2026 in den neuen Tiefbahnhof fahren, ein Teil des Regionalverkehrs endet dagegen bis Juli 2027 weiter im alten oberirdischen Kopfbahnhof, wie die Deutsche Bahn am Freitag in Stuttgart mitteilte.

Als Grund für die schrittweise Inbetriebnahme nennt das Unternehmen die Entzerrung von Sperrungen, die wegen der Arbeiten für den Anschluss der neuen Infrastruktur an die bestehenden Strecken nötig sind. Damit könne man die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste so gering wie möglich halten, sagte DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber. Im Mai hatte die Bahn die Projektpartner darüber informiert, dass im Zuge der Arbeiten für die Inbetriebnahme zahlreiche Sperrungen nötig sind, die zu deutlichen Einschränkungen für die Fahrgäste geführt hätten. Über die Ergebnisse einer daraufhin gebildeten Arbeitsgruppe informierte die Bahn am Freitag ihre Projektpartner in einer Sitzung des Lenkungskreises.

Neben der Bahn sind an dem Projekt das Land Baden-Württemberg, die Landeshauptstadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und der Flughafen Stuttgart beteiligt. Für das letzte Baujahr habe ein monatelanger Stillstand im Knoten Stuttgart gedroht, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Mit dem gestaffelten S21-Start könne man die Schwierigkeiten für den Bahnbetrieb in und um Stuttgart in planbare Einschränkungen überführen.

Gebaut wird an dem Projekt bereits seit 2010. Die Inbetriebnahme war bereits mehrfach verschoben worden, zuletzt auf Dezember 2026. Bei Abschluss der Finanzierungsvereinbarung im Jahr 2009 war man von einer Eröffnung 2019 ausgegangen. »Stuttgart 21« steht nicht nur für den Bau des neuen Hauptbahnhofs in der Landeshauptstadt, sondern für die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart, der zugleich als erster bundesweit komplett digitalisiert werden soll. Die umfangreichen Arbeiten für die Digitalisierung führte die Bahn als Grund für die letzte Verschiebung der Inbetriebnahme auf Dezember 2026 an.

Auch die Kosten für das Projekt haben sich über die Jahre steil nach oben entwickelt. In einem Finanzierungsvertrag aus dem Jahr 2009 ist nur die Verteilung von Kosten bis zu einer Höhe von gut 4,5 Milliarden Euro geregelt. In der letzten Sitzung des Lenkungskreises informierte die Bahn die Projektpartner darüber, dass sich die Kosten inzwischen auf rund 11,3 Milliarden Euro summierten. Wer die Mehrkosten übernehmen muss, ist strittig. (dpa/jW)

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Mehr aus: Kapital & Arbeit

                                                                 Aktionsabo: 75 Ausgaben für 75 Euro