Hoffnung für Abdallah
Von Jörg Tiedjen
Wenn es dabei bleibt, wäre dies eine großartige Neuigkeit. Am Mittwoch ordnete ein Gericht in Paris an, dass der libanesische Freiheitskämpfer Georges Ibrahim Abdallah nach fast 41 Jahren Haft Ende kommender Woche freizulassen ist, unter der Auflage, dass er darauf in seine Heimat zurückkehrt, wie BFM TV berichtete. »Es handelt sich um einen gerichtlichen Sieg – und einen politischen Skandal, dass er wegen des Verhaltens der USA und sämtlicher französischer Präsidenten so lange in Haft verbleiben musste«, wurde Abdallahs Anwalt Jean-Louis Chalanset am Donnerstag von L’Humanité zitiert.
Der 1951 geborene Abdallah ist heute einer der am längsten inhaftierten politischen Gefangenen überhaupt. Ihm wird vorgeworfen, als Führer einer revolutionären libanesischen Untergrundgruppe, die an der Seite palästinensischer Parteien wie der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) gegen Israel kämpfte, für die Tötung des US-Militärattachés Charles Ray und des israelischen Diplomaten Yacov Barsimantov Anfang der 1980er Jahre mitverantwortlich gewesen zu sein. Die Beweislage ist allerdings schwach. 1984 in Lyon festgenommen, war Abdallah 1986 zunächst zu vier Jahren verurteilt worden. Da dies den USA nicht reichte, wurde der Fall von einem Sondertribunal neu aufgerollt, vor dem Abdallah 1987 lebenslänglich mit einer Mindesthaftzeit von 15 Jahren erhielt.
Seit Ablauf dieser Frist haben Gerichte regelmäßig die Entlassung Abdallahs verfügt. Doch immer wieder wurde die Anordnung von der Regierung anscheinend auf US-Druck hin widerrufen. Frankreichs früherer Geheimdienstchef Yves Bonnet sagte 2012 in einem Interview: »Ich finde es skandalös, dass Abdallah immer noch im Gefängnis ist. Mit ihm wird schlechter umgegangen als mit einem Serienmörder, obwohl seine Taten rein politisch motiviert waren. Man darf doch den Kontext nicht vergessen: die Massaker von Sabra und Schatila, für die niemand bestraft wurde.« Ob Abdallah tatsächlich freikommt, ist daher ungewiss. Doch die Hoffnung war selten größer.
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