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18.08.2022, 19:14:36 / Inland

CDU-Obmann fordert Rücktritt: »Scholz lügt«

Richard Seelmaecker (CDU) bei einer Sitzung der Bürgerschaft (3.
Richard Seelmaecker (CDU) bei einer Sitzung der Bürgerschaft (3.11.2021)

Hamburg. In der »Cum-Ex«-Affäre hat der Obmann der CDU im Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft den Rücktritt von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD) gefordert. Beide hätten 2016 politischen Einfluss auf die Behandlung der in die Affäre verwickelten Warburg-Bank genommen, um das Geldhaus vor hohen Steuerrückforderungen zu bewahren, sagte Richard Seelmaecker dem Spiegel. »Beide müssen zurücktreten«, sagte er auch der Nachrichtenagentur dpa. Hintergrund sind Treffen des damaligen Bürgermeisters Scholz mit den Gesellschaftern der Warburg-Bank, Christian Olearius und Max Warburg, 2016 und 2017.

Nach den ersten Treffen im Rathaus hatte Scholz den Bankern laut Aussage von Olearius empfohlen, ein Schreiben an den damaligen Finanzsenator Tschentscher zu schicken, in dem die Bank die Rückforderung von 46 Millionen Euro zu unrecht erstatteter Kapitalertragssteuer als ungerechtfertigt dargestellt hatte. Tschentscher hatte das Schreiben mit der »Bitte um Informationen zum Sachstand« an die Finanzverwaltung weitergereicht, wo man sich kurze Zeit später entgegen ursprünglichen Plänen entschloss, die Forderung in die Verjährung laufen zu lassen. Tschentscher hatte die Weiterleitung des Schreibens vor dem Ausschuss bestätigt. Den Vorwurf einer Einflussnahme bezeichnete er aber als »haltlos«.

Scholz, der die Treffen mit den Bankern eingeräumt hat, sich an den Inhalt der Gespräche aber nach eigenen Angaben nicht mehr erinnern kann, bestreitet ebenfalls jeden Vorwurf der Einflussnahme. Er soll am Freitag ein zweites Mal vor dem Ausschuss aussagen. Für ihn sei klar: »Scholz lügt«, sagte Seelmaecker dem Spiegel. Die vom Kanzler angeführten Erinnerungslücken nannte er »schlichtweg ausgeschlossen«. (dpa/jW)