Moskau verschärft Warnungen
Von Ina Sembdner
Russland droht dem Westen wegen der teilweisen Transitblockade seiner Exklave Kaliningrad mit Vergeltung. Die Antwort aus Moskau auf das Vorgehen Litauens werde nicht ausschließlich diplomatisch sein, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Mittwoch. Vielmehr werde die Reaktion Russlands »praktisch« ausfallen, ergänzte sie, ohne dies näher auszuführen. Litauen verbietet unter Verweis auf EU-Sanktionen den Transitverkehr von Gütern wie Baumaterialien, Metalle und Kohle. Von dem Verbot betroffen ist auch die einzige Zugstrecke zwischen Russland und Kaliningrad. Bereits am Dienstag hatte der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Nikolai Patruschew, erklärt, Russland werde »auf solche feindlichen Handlungen« reagieren. Entsprechende Maßnahmen würden derzeit ausgearbeitet und schon bald ergriffen. Dies werde auch die litauische Bevölkerung treffen.
Litauens Präsident Gitanas Nauseda erklärte am Mittwoch in einem Interview mit Reuters, sein Land sei auf eine russische Vergeltung vorbereitet. Er betonte, für Litauen wäre es kein Fehler, wenn der Streit über Kaliningrad zur Einschätzung beitragen würde, was »Russlands wirklich ist«. Das könnte jenen den Wind aus den Segeln nehmen, die Moskau helfen wollten, das Gesicht zu wahren. Nauseda kündigte an, den Konflikt beim NATO-Gipfel in der kommenden Woche in Madrid anzusprechen.
Nach Einschätzung des ukrainischen Präsidentenberaters Oleksij Arestowitsch könnten die Truppen des Landes demnächst im Gebiet Lissitschansk und Sewerodonezk in der Oblast Lugansk von den von Kiew kontrollierten Gebieten abgeschnitten werden. »Die Gefahr eines taktischen russischen Sieges ist gegeben, aber sie haben es noch nicht geschafft«, sagte er in einem online veröffentlichten Video.
In der russischen Region Rostow wurde unterdessen nach Angaben örtlicher Behörden eine Ölraffinerie angegriffen. Niemand sei verletzt worden. Die russische Nachrichtenagentur TASS meldete, eine ukrainische Drohne sei in den Wärmetauscherblock der Raffinerie in der Stadt Nowoschachtinsk gestürzt.
Sommerabo
Die Tageszeitung junge Welt ist 75 Jahre alt und feiert dies mit dem Sommeraktionsabo. Du kannst 75 Ausgaben für 75 Euro lesen und täglich gut recherchierte Analysen zu tagesaktuellen Themen erhalten. Schenke dir, deinen Freundinnen und Freunden, Genossinnen und Genossen oder Verwandten ein Aktionsabo und unterstütze konsequent linken Journalismus.
Mehr aus: Ausland
-
»Wir kommen nicht, um Solidarität zu erbitten«
vom 23.06.2022 -
Ein Stern erlischt
vom 23.06.2022 -
Krise ohne Ende
vom 23.06.2022 -
Zünglein an der Waage
vom 23.06.2022 -
Mit Vorwürfen zu Fall gebracht
vom 23.06.2022