Nachschlag: Mit höheren Weihen

Mit dem Faschistengruß »Slawa Ukrajini!« (Ruhm der Ukraine) bedankt sich der Sänger mit dem grotesken rosa Filzhut überschwenglich. Sein Land wurde in Turin mit einer pathetischen Schnulze zum Sieger des Eurovision Song Contests (ESC) gekürt. Passend dazu der anschließende Soliappell der Combo für die im Stahlwerk von Mariupol verschanzten, zum Durchhalten und Sterben entschlossenen Faschokämpfer: »Ich bitte euch alle: Helft der Ukraine, Mariupol, Azovstal.« Politische Parolen sind beim ESC zwar verboten, aber die Gesinnung zählt. Der Auftritt geht als humanitäre Geste durch (wurde inzwischen jedoch aus den offiziellen Mitschnitten entfernt). Die Botschaft der in Lumpen gewandeten Folkloretruppe erhielt flugs höhere Weihen: Am Sonntag gratulierte der stellvertretende NATO-Generalsekretär Mircea Geoana, der ESC habe eine immense öffentliche Unterstützung für den Mut der Ukraine gezeigt, so der Rumäne. »Natürlich war und ist auch der Song wundervoll«, log er hinzu. Ästhetischer Nihilismus, der Soundtrack zum Untergang. (shu)
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