Ziele immer unversöhnlicher
Von Reinhard Lauterbach
Im Ukraine-Konflikt haben Großbritannien und Russland neue Ziele formuliert. Sie sind so angelegt, dass ein eventueller Kompromiss ohne eine militärische Entscheidung immer unwahrscheinlicher wird. Die britische Außenministerin Elizabeth Truss sagte am Mittwoch abend in London, Großbritannien strebe an, Russland vollständig aus der Ukraine zu vertreiben. Dies bedeute auch, die »Volksrepubliken« des Donbass sowie die Krim wieder unter ukrainische Kontrolle zu bringen. Aus ihrer Sicht ist »ein ukrainischer Sieg der strategische Imperativ« des Westens. Ministerpräsident Boris Johnson und Verteidigungsminister Ben Wallace hießen ukrainische Angriffe auf Ziele innerhalb Russlands ausdrücklich gut. Auch US-Außenminister Antony Blinken soll nach Angaben aus Kiew grünes Licht für solche Aktionen gegeben haben. Attacken gegen Tank- und Munitionslager in grenznahen Regionen Russlands hatten sich in den letzten Tagen gemehrt.
Auf der anderen Seite erhöhte auch Moskau den Einsatz. Präsident Wladimir Putin sagte vor Staatsbeamten in St. Petersburg ebenfalls am Mittwoch abend, wenn der Westen glaube, vermittelt über die Ukraine strategische Bedrohungen für Russland aufbauen zu können, werde er es mit »blitzschnellen und vernichtenden« russischen Reaktionen zu tun bekommen. Russland werde »nicht angeben, sondern handeln«, wenn es das für richtig halte. Nikolai Patruschew, Chef des russischen Sicherheitsrates, sagte in einem Interview mit der Regierungszeitung Rossiskaja Gaseta, die USA hätten in der Ukraine auf das Anfachen von Hass zwischen den im Land lebenden Nationalitäten gesetzt. Das einzige Ergebnis dieser Politik werde der Zerfall der Ukraine in mehrere Staaten sein.
Parallel dazu schloss der Vizechef der von der russischen Armee eingesetzten Zivilverwaltung im südukrainischen Gebiet Cherson, Kirill Stremussow, eine Rückkehr des Gebiets in die »nazistische Ukraine« aus. Es werde kein Referendum über die künftige Zugehörigkeit der Region geben, sagte er am Donnerstag, aber zum 1. Mai werde der russische Rubel als Währung eingeführt. Gerüchte über ein angeblich geplantes Referendum zur Gründung einer »Volksrepublik Cherson« hatte die ukrainische Seite seit längerem verbreitet.
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