Rolf Becker erinnert an Esther Bejarano, Grenzgänger spielen »Lieder der Commune«
Von Michael SaagerAuftritt Rolf Becker auf der XXVII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am Samstag in Berlin. Der bekannte Schauspieler schrieb die jW-Laudatio auf Esther Bejarano, die Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau, die aktive Antifaschistin und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Deutschland. Becker lässt seine Hände sprechen, zitiert aus Esthers Reden, aus Gesprächen, interpretiert, erinnert, mahnt. Daran, wie Bejarano erzählte, dass es plötzlich, nach dem Krieg, keine Nazis mehr gegeben habe, was natürlich nicht stimmte. Dass die Überlebenden Ausschwitz nie verlassen habe. Bejarano spricht durch Becker über das große Schweigen in Deutschland. Sie mahnt, dass gestritten werden müsse, für eine andere, bessere Gesellschaft. Becker nennt Bejarano »seine große Schwester«, ein trauriger Liebender ist er. Er erinnert sich an ihren liebevollen Blick, ihre wachen Augen. Daran, dass sie immer wieder betonte, dass wir unsere Aussagen nur glaubhaft machen könnten, wenn wir uns aktiv beteiligten an Streiks, gegen Rassismus, bei Flüchtlingsfragen, beim Boykott gegen Kriegsvorbereitungen gegen Russland und China. Und besonders am Herzen liegt ihr freilich, zu betonen: Dass die Kritik an der Palästinenser diskriminierenden israelischen Politik keinesfalls antisemitisch ist.
Der Schritt zum nächsten Programmpunkt, zu den Grenzgängern, ist da nur ein kleiner Hüpfer. Auch ihnen geht es ums Wachsein, um Kritik an den herrschenden Verhältnissen, den aufrechten Gang. Sänger, Gründer und Gitarrist Michael Zachcial erklärt, weshalb sie zuletzt »Die Lieder der Commune« auf zwei CDs eingespielt haben: Kaum jemand erinnere sich, Schulstoff sei die revolutionäre Pariser Gemeindevertretung von 1871, die nur zehn Wochen im Amt war, bevor die französische Regierung sie brutal zerschlagen ließ, ja nie gewesen. Und dann bringt das Trio melancholischen, nein, verhalten optimistischen Schwung mit Gitarre, Cello, Akkordeon in den Tag, mit ins Deutsche übertragenen Stücken, die damals gesungen worden waren: Genug von der Misere, macht Lärm in den Kasernen, keine Lust auf Krümel mehr, genug von den Qualen der Armut. Die Stücke machen Mut, künden von Aufbruch und Umsturz. Heute noch. Esther Bejarano sagte einmal: Bleibt mutig. In diesem Sinne.
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