Chimäre des Tages: Emmanuel Faber
Von Oliver Rast
Es ist ein Trugbild: »sozialer Kapitalist«. Und ein Selbstbetrug obendrein. Wie bei Emmanuel Faber, dem Boss des Lebensmittelmultis Danone. Der Fabrikant säuerlicher Molkereiprodukte hat den Ruf eines gemeinwohlorientierten und ökologisch verantwortungsvoll handelnden CEOs. Rendite sei nicht alles, so der Konzernlenker an guten Tagen. Für diese Schönfärberei von Kapitalverbrechen gab’s Anfang 2020 eine Ehrenplakette. Als erster börsennotierter Konzern erhielt Danone den von der französischen Regierung neu kreierten Status namens »Société à mission«. Gewissermaßen Lametta für einen Kapitalismus mit angeblich menschlichem Antlitz. Rücksicht auf soziale Belange, auf die Umwelt und auf die Gesundheit der Menschen zählen seitdem hochoffiziell zum Firmenzweck. Beinahe herzzerreißend.
Es kommt noch besser. Eine andere Masche des smarten Faber ist theatralischer Selbstzweifel. Bitteschön: »Ich habe den Sinn des Lebens noch nicht gefunden«, emotionalisiert er zuweilen. Oder: »Ich finde nicht, dass ein Unternehmenschef immer stark sein muss.« Ein CEO als Schlaffi. Er kann aber auch anders. Zum Repertoire gehören gleichfalls großschnauzige Schlagwortsätze. Etwa: »Ich strebe nach einer radikalen Veränderung der Wirtschaft.«
Bis vor wenigen Wochen war für Faber alles tutti. Nun hat es sich offenbar ausgemenschelt. Die Bilanz stimmt nicht mehr, meint er. Danone hat im ersten Halbjahr 2020 1,1 Milliarden Euro eingestrichen. Viel zu wenig. Der Aktienwert sank im Jahresverlauf um ein Viertel. Eine mittlere Katastrophe. »Ein Unternehmen, das nicht wächst, funktioniert nicht.« Die Essenz aus dem Lehrstück: Wenn der Börsenkurs absackt, handelt auch ein Faber wie jeder x-beliebige Profitmacher. Er schmeißt Tausende Arbeiter raus und verspricht Investoren mehr Ausbeute. Faber, ein »sozialer Kapitalist«.
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Klare Botschaft
vom 02.01.2021