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Online Extra
20.03.2020, 19:47:21 / Inland

Bericht: USB-Stick belastet Hauptverdächtigen im Mordfall Lübcke

Stephan Ernst (M.) wird beschuldigt, den Kasseler Regierungspräs
Stephan Ernst (2. v. r.) wird beschuldigt, den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke aus nächster Nähe ermordet zu haben (Karlsruhe, 2.7.2019)

Berlin. Der Hauptverdächtige im Mordfall des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) wird nach Informationen des Spiegel durch neue Indizien belastet. Auf einem verschlüsselten USB-Stick, den Ermittler bei dem tatverdächtigen Neonazi Stephan Ernst gefunden haben wollen, sei eine Datei mit »Vorsichtsregeln« gespeichert, wie das Magazin in seiner neuen Ausgabe von diesem Sonnabend berichtet. Dabei handele es sich um eingescannte handschriftliche Notizen, die Ernst offenbar als Gedächtnisstütze verfasst habe.

Unter anderem war dort dem Bericht zufolge zu lesen, dass Textilspuren – also zum Beispiel Fasern der Kleidung – sowie genetische Spuren am Tatort vermieden werden müssten. Außerdem werde in dem Text die Wichtigkeit guter Ortskenntnisse betont. Wie der Spiegel weiter berichtete, wurde die »planvolle Vorgehensweise« bei der Tötung Lübckes laut Bundesgerichtshof (BGH) auch durch Aussagen von Ernst deutlich, wonach auf der Autofahrt zum Wohnhaus des Opfers »Tarnkennzeichen« benutzt wurden, die über den echten Pkw-Kennzeichen befestigt und später wieder entfernt wurden. Der Verteidiger des Hauptverdächtigen erklärte dem Bericht zufolge auf Anfrage, dass die Datei auf dem USB-Stick aus der Zeit vor 2010 stamme und keinen Bezug zum Fall Lübcke habe.

Der von Ernst behaupteten Version, er und sein Komplize Markus H. hätten Lübcke lediglich einschüchtern wollen, folgt der BGH dem Bericht zufolge nicht. Trotz aller Anstrengungen, Spuren zu vermeiden, seien Ernst und H. dem Regierungspräsidenten Lübcke unmaskiert gegenübergetreten – und hätten sich so, anders als bei einer »geplanten Tötung«, der »Gefahr einer Identifizierung durch das Tatopfer« ausgesetzt.

Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden worden. Die Ermittler gehen von einem »rechtsextremen Hintergrund« der Tat aus. Ernst gestand die Tat zunächst, widerrief sein Geständnis aber nach wenigen Tagen wieder. Zuletzt bezichtigte er einen Komplizen, den tödlichen Schuss abgegeben zu haben. (AFP/jW)

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