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12.03.2020, 19:45:28 / Inland

Burkhard Hirsch gestorben

Burkhard Hirsch am 20.8.2018 in Berlin
Burkhard Hirsch am 20.8.2018 in Berlin

Düsseldorf. Burkhard Hirsch, einer der letzten verbliebenen FDP-Politiker aus der sozialliberalen Koalition der 1970er Jahre, ist tot. Er sei am Mittwoch im Alter von 89 Jahren gestorben, teilte das nordrhein-westfälische Innenministerium am Donnerstag auf dpa-Anfrage mit.

Hirsch, der am 29. Mai 1930 in Magdeburg geboren wurde und in Halle aufwuchs, gehörte zur »mitteldeutschen Fraktion« in der FDP um den Hallenser Hans-Dietrich Genscher und gebürtigen Dresdner Gerhart Baum. Vor allem Baum und Hirsch vertraten die Ostpolitik von SPD-Kanzler Willy Brandt. Das Aus der sozialliberalen Koalition kam 1982, als sich die FDP unter Genscher und Otto Graf Lambsdorff der Union unter Helmut Kohl zuwandte.

Der promovierte Jurist Hirsch begann 1964 als Kommunalpolitiker im Düsseldorfer Stadtrat. Er zog 1972 in den Bundestag ein und wurde 1975 bis 1980 als NRW-Innenminister nach Düsseldorf gerufen. 1980 ging er zurück in den Bundestag, in seiner letzten Wahlperiode von 1994 bis 1998 war er Vizepräsident des Bundestages.

Bis zuletzt hat sich Hirsch gegen staatliche Eingriffe in die Privatsphäre gewehrt, sei es beim »großen Lauschangriff« oder bei der Vorratsdatenspeicherung. Die Vorratsdatenspeicherung führe zum »gläsernen Bürger«, kritisierte er.

Hirsch war auch an der erfolgreichen Verfassungsbeschwerde gegen das Luftsicherheitsgesetz der »rot-grünen« Bundesregierung beteiligt. Das Gesetz erlaubte im Fall einer Flugzeugentführung durch Terroristen den militärischen Abschuss und nahm damit die Tötung Unschuldiger in Kauf. Karlsruhe gab den Klägern 2006 recht. (dpa/jW)