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04.03.2020, 19:30:04 / Inland

Wittenberg: Streit um antijüdisches Kirchenrelief geht zum BGH

Hauptsache die Tafel stimmt? Mittelalterliche Schmähskulptur an
Hauptsache die Tafel stimmt? Mittelalterliche Schmähskulptur an der evangelischen Stadtkirche Sankt Marien in Wittenberg

Naumburg. Der Rechtsstreit um ein antijüdische Relief an der Stadtkirche der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt geht weiter. Der Kläger, der für die Entfernung der Schmähplastik kämpft, hat Revision zum Bundesgerichtshof eingelegt. Das teilte ein Sprecher des Oberlandesgerichts (OLG) Naumburg am Mittwoch auf Nachfrage mit.

Das OLG hatte die Berufungsklage des Mannes gegen die evangelische Stadtkirchengemeinde am 4. Februar zurückgewiesen. Die als »Judensau« bezeichnete Sandsteinplastik aus dem 13. Jahrhundert sei isoliert betrachtet eine Beleidigung. Jedoch habe sie als Teil eines heutigen Mahnmals mit Erklärtafel an der Kirche keinen beleidigenden Charakter mehr, hatte das Gericht erklärt.

Der Kläger ist Mitglied einer jüdischen Gemeinde in Deutschland. Er hatte argumentiert, die Schmähplastik sei eine Beleidigung von Menschen jüdischen Glaubens, diffamiere das Judentum und symbolisiere täglich den Antisemitismus in der Kirche und in der Gesellschaft. Antijüdische Plastiken gibt es in Deutschland auch an anderen Kirchen wie dem Kölner Dom. (dpa/jW)

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