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24.01.2020, 19:47:47 / Feuilleton

»Die Wolke«-Autorin Gudrun Pausewang gestorben

Glaube an die Veränderbarkeit der Welt: Gudrun Pausewang (13.10.
Glaube an die Veränderbarkeit der Welt: Gudrun Pausewang (13.10.2017)

Bamberg/Frankfurt am Main. Die Schriftstellerin Gudrun Pausewang ist tot. Sie starb am Donnerstag abend im Alter von 91 Jahren in der Nähe von Bamberg, wie ihr Sohn am Freitag mitteilte. Pausewang war vor allem bekannt für ihre Kinder- und Jugendbücher. So schrieb sie etwa »Die letzten Kinder von Schewenborn« (1983) oder den Roman »Die Wolke« (1987) über die Folgen eines fiktiven Atomreaktorunfalls. Das Buch wurde ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum Bestseller.

Pausewang war am 3. März 1928 im böhmischen Dorf Mladkov (Wichstadtl) geboren worden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges flüchtete die Familie nach Deutschland. Pausewang machte in Wiesbaden Abitur und wurde Lehrerin. Sie arbeitete unter anderem an deutschen Schulen in Südamerika. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1972 ließ sie sich im osthessischen Schlitz nieder, wo sie mehr als 35 Jahre wohnte.

»Gudrun Pausewang hat zeitlebens daran geglaubt, etwas in der Gesellschaft verändern zu können. Sie setzte sich unermüdlich dafür ein, Kinder und Jugendliche zum Mitdenken anzuregen und zur Zivilcourage zu ermutigen«, würdigte ihr Verlag, Ravensburger, ihr Schaffen.

Nach eigenen Angaben schrieb sie mehr als 100 Bücher, knapp fünf Millionen Exemplare wurden verkauft. In ihrem letzten Buch (»So war es, als ich klein war«, 2016) hielt sie ihre Kindheitserinnerungen fest. Pausewang erhielt für ihr Schaffen zahlreiche Preise, unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis für ihr Lebenswerk. Sie habe sich in ihrem Werk hauptsächlich mit vier Themen beschäftigte, sagte sie einmal: »Krieg und Frieden«, »die Armut in Südamerika«, »Schutz der Umwelt« und »Nie mehr Nationalsozialismus«. Über die Zeit des deutschen Faschismus sagte Pausewang: »Ich bin noch Zeitzeuge. Mein Vater war ein überzeugter Nazi und ich wurde zum kleinen Nazi erzogen.« (dpa/jW)

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