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Online Extra
17.12.2019, 19:33:41 / Ausland

Vatikan schafft »päpstliches Geheimnis« bei Missbrauch ab

Kirche im Arsch
Kirche im Arsch

Rom. Als Maßnahme im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche schafft Papst Franziskus das »päpstliche Geheimnis« ab. Künftig dürfen somit Informationen aus Kirchenprozessen an staatliche Behörden gehen. Opfer und Kirchenrechtler sprachen am Dienstag von einer »überfälligen« Entscheidung und dem bedeutendsten Schritt, seitdem im Februar der Antimissbrauchsgipfel im Vatikan getagt hatte. Zudem veröffentlichte der Vatikan eine Änderung beim Alter von Kindern, die Opfer von pornografischen Darstellungen werden: Bisher wurden Besitz und Verbreitung solcher Bilder als schwerste Straftaten gezählt, wenn die Kinder bis zu 14 Jahre alt waren. Nun wurde diese Altersgrenze auf 18 Jahre hochgesetzt.

Bistümer können nun Akten an Strafverfolgungsbehörden weiterreichen. Für die Öffentlichkeit werden sie allerdings nicht einsehbar sein. Bisher standen Opfer hier vor verschlossenen Türen und wurden im Dunkeln gelassen. Keiner habe Einblicke in die kircheninternen Prozesse gehabt, erklärte Magnus Lux von der Laienbewegung »Wir sind Kirche«. Die jetzige Entscheidung habe eine große Tragweite und könne durchaus als bahnbrechend bezeichnet werden. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Universität Münster sprach von einem »substantiell positiven« Schritt, der die Beweisaufnahme nun sehr erleichtere. Bischöfe könnten sich nun nicht mehr hinter dem päpstlichen Geheimnis verstecken und Aufklärung verhindern. (dpa/jW)

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